Bolivien - Vegetationsbilder aus
dem Hochland
weiters:
Bolivien ist reich an eindrucksvollen, äußerst verschiedenartigen
Landschaften. Den größten Teil des Landes östlich der Anden
nimmt das Tiefland am Rio Beni ein, das sich weit über das Amazonasbecken
erstreckt, sowie der Anteil am Gran Chaco. Nach Osten und
Nordosten bedecken die Llanos des Amazonas riesige Savannen- und
Regenwaldgebiete, die sich entlang des Flusses erstrecken. Während der
Regenzeit (Dezember bis Februar) werden weite Gebiete davon in Sümpfe
verwandelt. Sowohl das Beni-Tiefland als auch der Chaco sind Ebenen ohne wesentliche Erhebungen
und werden
unterbrochen nur durch die Hochebenen der Llanos de Chiquitos und den Gebirgszug
der Serrania de Santiago mit über 1400 m Höhe.
Die Waldgebiete des Amazonasbeckens im Norden
und die wüstenhaften
Trockenwaldzonen des Chaco im Süden sind weithin unbesiedelt. Besonders der
Chaco Boreal
im Südosten ist durch Fluss- und Wasserlosigkeit und extreme
klimatische Verhältnisse mit hohen Temperaturen und starker Verdunstung
geprägt. Deshalb sind dort niedrige Trockenwälder mit Flaschenbäumen und
Kakteen, Grasfluren und Dornbusch verbreitet.
Nur
ein Drittel des Landes ist Andengebiet, aber trotzdem denkt man im
Zusammenhang mit Bolivien zuerst an Bolivien als Andenstaat, an
vergletscherte Kordillerengipfel und an die zumindestens während der
langen Trockenzeit- unwirtlich scheinenden Hochflächen der Puna.
Altiplano südlich des
Titikaka- Sees und westlich von La
Paz, durchschnittliche Höhe hier 4000 m; im Hintergrund die
schneebedeckten Gipfel der Königskordillere (Cordillera Real) mit
Gipfeln bis 6500 m Höhe.
Bolivien
nimmt den größten Teil des sogenannten Andenknies ein, dort,
wo der Gebirgszug seine breiteste Stelle hat. Die Anden gliedern sich
hier in die von Vulkanen überragte Westkordillere, in die Hochfläche des
Altiplano, weiters in die Ostkordillere oder Cordillera Real (Königskordillere)
und im Südosten in das Ostbolivianische Bergland.
links: Echinopsis
(Lobivia) maximiliana
in der Cordillera Real, 3700 m, im Hintergrund der schneebedeckte Gipfel
des Huayna Potosi, 6200 m, Provinz La Paz.
Das zwischen östlicher und westlicher Andenkette gelegene
Altiplano, das sich von Peru
bis Argentinien erstreckt, erreicht in Bolivien seine größte Ausdehnung ( es nimmt 1/10 der
Landesfläche ein) und hat dort mit 3900 m die größte durchschnittliche Höhe. Es
wird von einigen um 500 m höheren Gebirgsketten durchzogen und so in
mehrere, zum Teil abflusslose Becken gegliedert.
Mit dem
steifbüscheligen Ichu- Gras (Stipa
ichu) bewachsen, gleicht das Altiplano einer trockenen Kältewüste und
wird zum Teil auch noch durch Salzseen von gewaltigen Ausmaßen eingenommen.
In einem dieser Becken liegt am Fuß der Königskordillere der
Titicacasees.
3810 m hoch gelegen, ist er der höchste schiffbare See der Erde.
Balsaboot am
Titicacasee
Aus der im See wachsenden
Totora-Binse (Schoenoplectus
californicus ssp. tatora,
bei uns winterhart) werden, als Ersatz für das in dieser Höhe fehlende
Bauholz, unter anderem die Balsaboote
angefertigt; mitten auf dem See lebt der Indiostamm der Urus auf einer
schwimmenden Insel, die aus dieser Binse besteht.
Bild rechts : der
einzige Abfluss des Titicacasees ist der am Südende
entspringende, über 300 km lange Rio Desaguadero, der schließlich in den
Poopósee mündet.
links: auf
der Hochfläche südlich des Titicaca-Sees liegt auch Tiahuanaco mit
dem berühmten Sonnentor,
eines der bedeutendsten religiösen Zentren der Inka-Kultur (die
Aymara-Schreibweise: Tiwanaku bedeutet sinngemäß "Setz dich nieder,
kleines Lama")
Die große Seefläche mildert das Klima, sodass
Kartoffel- und Getreideanbau in noch größeren Höhen möglich ist.
Das geschieht zum Teil auf äußerst steilen Feldern, die mit der Hacke,
dem Grabstock oder dem hölzernen Hakenpflug bearbeitet werden.
Das Altiplano wird im Westen von steil zum Pazifik abfallenden Ketten
erloschener Vulkane begrenzt, von denen der Sajama mit 6542 m der
höchste ist. Die höchsten Berge des östlichen Andenzuges liegen
nordwestlich von La Paz in der Königskordillere und weiter östlich in
der sich bogenförmig von Westen nach Südosten erstreckenden Cordillera
de Cochabamba mit ihrer höchsten Erhebung, dem Cerro Tunari mit 5035 m.
rechts
: Echinopsis (Lobivia) maximiliana in
der
Cordillera Real, 3700 m, Departamento La Paz
Sogar in solchen Höhen leben
ganzjährig Menschen, und meistens sind nur hier, wo Steine in
genügender Menge vorhanden sind, die Behausungen nicht aus Adobeziegeln
errichtet, sondern aus sorgfältig aufgeschlichteten Steinplatten. Die
einzige bescheidene Lebensgrundlage der Indios hier (zumeist aus dem
Stamm der Quechuas oder der Aymaras) ist ihr Weidevieh - eine kleine Herde
von Lamas oder auch Schafen. Wegen der kargen Vegetation müssen die Herden
für die Nahrungssuche, und damit auch ihre Besitzer, täglich weite Strecken zurücklegen.
Die Nacht verbringen die Tiere zum Schutz gegen Raubtiere (Pumas)
innerhalb der Steinmauern, die um jedes Gehöft aufgebaut sind.
Die Königskordillere oder Cordillera Real setzt sich aus einer Kette größtenteils erloschener Vulkane
zusammen,
die bis 6500 m hoch aufragen und vergletschert oder ganzjährig mit
Schnee bedeckt sind. An ihrem Fuß liegt auch die wichtigste Stadt
und der Regierungssitz Boliviens, La Paz (die offizielle Hauptstadt ist
aber Sucre).
rechts : La Paz liegt in einem ungefähr 400 bis 600 m tiefen Talkessel
und Cañon, den der Rio La Paz in die umgebende Hochebene des Altiplano
eingeschnitten hat; die Stadt breitet sich von 3200 m bis auf 4100 m
Höhe aus und ist von einer beeindruckenden Kulisse umgeben; der Berg im Hintergrund ist der Illimani mit 6. 439 m.
unten :
bizarre
Gesteinsformationen prägen das Valle de la Luna, das Mondtal im Osten
von La Paz, eine Landschaft aus Erd- und Steintürmen, verursacht durch Erosion und Klimagegensätze
Im Bergland um La Paz ist T. boliviensis zu
finden;
links: an einigen der Felstürme im Valle de la Luna wächst die Art zusammen
mit der in Bolivien recht weit verbreiteten und häufig vorkommenden T. sphaerocephala.
rechts eine Kulturaufnahme von
T. boliviensis HR3005, eine Aufsammlung vom Jahr
1977 aus dem Valle de la Luna, 3300m, La Paz.
links : durch
Erosion der unterschiedlichen Erdschichtungen entstandene Felstürme; das Mondtal
gilt als die größte Bergsturzlandschaft der Welt.
rechts :
beeindruckende Gruppen des grazilen Oreocereus fossulatus, 3300 m, Valle
de la Luna, La Paz
Die Quellflüsse des Rio Beni haben in die Ostkordillere, die zum
Amazonasbecken hin jäh abfällt, steile,
schluchtartige Täler tief
eingeschnitten. Die Hänge auf dieser Seite der Anden, als Yungas
bezeichnet, sind von 2500 m bis in 3800 m
Höhe mit kühlen Nebelwäldern
bedeckt, die ihre extreme Feuchtigkeit durch die aus dem Amazonasbecken
aufsteigenden Wolken erhalten. Unterhalb, in der warm-feuchten Region,
geht der Nebelwald in tropischen Regenwald über.
rechts
: Straße durch die Yungas nördlich von La Paz in Richtung Coroico, nach
dem Durchqueren der Königskordillere und auf ungefähr 3000 m Höhe;
tiefer unten ist die Straße an den Steilhängen einspurig und sollte (!)
stundenweise jeweils nur in eine Richtung befahren werden; sie
wird als gefährlichste Straße der Welt bezeichnet, gemessen an der
Anzahl Toter pro Jahr; mindestens jeden
Monat verunglückt hier ein Reisebus oder Lastwagen, was seine Ursache-
abgesehen von dem gefährlichen Straßenverlauf- in überhöhter
Geschwindigkeit, defekten Bremsen und den abgefahrenen Reifen vieler
Fahrzeuge hat.
Komfort
für die Reisenden ? Durfte man sich auch hier, im Hotel "Blaue Donau"
an der Hauptstrecke zwischen La Paz und Cochabamba, nicht erwarten;
erwarten darf man sich in der Eiseskälte (kurz vorher hatte es etwas
geschneit) bestenfalls ein steinhartes Bett mit einer dünnen, schweren
Decke - also besser seinen Übernachtungsplatz im Auto schaffen und alles
Nötige mitführen.
unten
: Herde von halbzahmen Guanakos, Passstraße in der Cordillera de Cochabamba, 3800m.
Guanakos,
eine Lamarasse mit besonders langem und dichtem Fell; die Lamas sind, wenn überhaupt, die einzige Einnahmequelle im Hochgebirge; sie dienen sowohl als Lastentier, als auch als Fleisch- und Wolllieferant.
Bolivien ist, obwohl reich an Bodenschätzen und Rohstoffen, eines der
ärmsten Länder Südamerikas. Am deutlichsten sieht man das als
Reisender an den Lebensumständen der Bevölkerung und am Zustand der
Behausungen der ärmeren Schichten. Zwei Drittel der Bevölkerung gehören
den indigenen Völkern an, meist Quechua und Aymara. Viele von ihnen leben von
weniger als einem Dollar pro Tag, und in besonders kargen Gegenden fragt man
sich oft, wie Menschen hier überhaupt überleben können.
rechts : wird diese
"Unterkunft" am Pass in der Cordillera de Cochabamba von den wenigen einheimischen Durchreisenden
tatsächlich als "Hotel" oder wenigstens Restaurant akzeptiert?
links :
Gehöft im Gebirge; Menschen und Kleintiere wohnen zusammen in den
Steinhütten; in die mit Steinmauern umgebenen Gehege werden über Nacht
die Weidetiere gesperrt; zumeist ist es eine kleine Herde von Lamas oder
auch Schafen; die kurzen Sonnenstunden dieser Jahreszeit werden genutzt,
um die Kleidung zu trocknen, die zuvor nur in den eiskalten Bächen
gewaschen wurde und trotzdem leuchtende Farben hat.
Die Verkehrsbedingungen auf den zu
90 % unbefestigten Straßen können besonders während der
Regenzeit katastrophal sein: Schotter- oder Erdstraßen verwandeln sich
in rutschige Schlammsuhlen, aus seichten Furten und wasserlosen
Bachbetten werden bei Unwettern in kurzer Zeit reißende, wilde Ströme,
noch so stabil ausgeführte Straßenbefestigungen aus Baustahlmatten und riesigen
Felsblöcken überstehen das nächste
Hochwasser nicht und sogar Stahl- und Betonbrücken Brücken werden mitgerissen. An den Steilhängen gibt
es häufig Erdrutsche, besonders an neu ausgebauten Straßen und in
Gegenden, wo (auch wegen der Straßenerweiterung) die Bäume geschlägert
worden waren.
Oben und rechts, in der
Cordillera de Cochabamba: auf
der Suche nach einem bestimmten Tillandsienfundort aus der Literatur, nämlich der
Typuslokalität von T. calocephala.
Links und unten : auf diesem
Felsen in 3500 m Höhe fand sich außer T. usneoides und der
gesuchten T. calocephala auch eine andere, selten gewordene
Art, HR 19089, später als T. calochlamys beschrieben.
rechts außen :
T.
calochlamys HR 19089; diese Art war noch vor wenigen Jahrzehnten in feuchten, kühlen
Gegenden im Hochland von Cochabamba viel häufiger und auch epiphytisch anzutreffen; mit den
Brandrodungen und der Zerstörung ihrer Lebensräume ist sie sehr
selten geworden und hat anscheinend fast nur an Felsstandorten überlebt.
rechts unterhalb der Mitte und
rechts außen : T. calocephala HR 19088 (der Name gilt als Synonym für
T. nana) ; oberhalb des Ortes Moroch ota, 3500 m, Cordillera de Cochabamba.
Ist es auch manchmal schwierig,
zur Regenzeit auf den wenigen überhaupt befahrbaren, oft einspurigen Straßen
das Hochgebirge zu überqueren, so bietet sich doch ein ganz anderes Bild im
Vergleich zur Trockenzeit, wo die Matten und Abhänge höchstens mit dürrem,
steifen Gras bedeckt sind : allerlei Blumen und niedrige Büsche blühen zwischen den Gräsern, und aus den Felsritzen sprießen zwergige Pflänzchen mit
leuchtenden Blüten.
link s:
Coreopsis boliviana,
überragt vom Cerro Tunari mit 5035 m Höhe, Departamento Cochabamba.
rechts: Nototriche
flabellata (Malvaceae), ein Kleinod der
Hochandenflora, Foto bei 2°C und strömendem Regen
rechts : einer
der stängellosen
Korbblütler aus der Gattung Asteraceae: Hypochoeris meyeniana var.
brachylepis, Cordillera de Cochabamba, 4000 m, Dept
Cochabamba.
Das Klima Boliviens ist eigentlich tropisch, die Temperatur ist aber sehr von der Höhenlage
abhängig.
Klimatische Gegensätze treten nicht nur zwischen dem Hochland im Westen
und dem Tiefland im Osten auf, sondern auch zwischen Nord- und
Südteil des Landes. Die höchsten Niederschläge fallen an der
Nordostabdachung der Anden und nehmen dann nach Westen stetig ab.
"Siberia"
heißt diese nahezu unbesiedelte Gegend am Nordostrand des Andenbogens in
3000 m Höhe; vom Amazonasbecken schwappen ständig Wolken über die
Bergrücken und meist ist es neblig oder es regnet; die Bäume sind
bis zum Umbrechen eingemantelt in dicke Moos- und Flechtenpolster, deshalb liegt auch die Waldgrenze viel tiefer als gewöhnlich.
oben
und links : urweltlich muten die Baumfarne und Flechten an; Siberia,
3000 m, Dept. Cochabamba
rechts : im
Restbestand eines Nebelwaldes bei Tiraque, 3000 m, Cochabamba, finden sich im
Geäst uralter Bäume noch zahlreiche Epiphyten, darunter die rötlich gefärbten
Trichter von T. violascens.
links : T. violascens (HR
19078) ist eine der
wenigen Tillandsienarten aus den Nebelwäldern, die in Kultur kaum Schwierigkeiten
bereiten, soferne sie es ganzjährig feucht genug haben.
rechts : sehr hübsch,
aber in Kultur kaum über mehrere Jahre zu pflegen ist die kleine
Racinea seemannii; solche schön rot gefärbte Pflanzen wachsen in den Yungas des
Chaparé, 2500 m hoch.
Der Artenreichtum an Bromelien am feuchten Nordostabfall der Anden ist überaus groß, jedoch sind gerade die Pflanzen, die in den Nebelwäldern am höchsten oben wachsen, in der Kultur die schwierigsten. Ohne ein spezielles, im Sommer gekühltes, sehr helles Gewächshaus sind Arten wie
Racinea seemannii oder Tillandsia biflora,
die von Ekuador bis Bolivien verbreitet sind,
und viele der anderen Racinea-Arten (eine Untergattung der Tillandsien) kaum auf Dauer zu kultivieren.
rechts außen : Siberia, 3000 m, Cochabamba; Farne, Orchideen und T. violascens
wachsen in den dicken Moospolstern
rechts : Racinea
nervibracteata in den Yungas von Tunari, 2500 m, Cochabamba
Es gibt nur wenige befahrbare Straßen vom Hochland ins Amazonastiefland, und so
sind gerade die urtümlichen und artenreichen, dichten Wälder an den Steilhängen der
Yungas nicht oder nur sehr erschwert zugänglich und offenbar noch nicht
wirklich
durchforscht. So war es zum Beispiel in den letzten Jahren einer Gruppe vorwiegend deutscher Botaniker sogar in
einem relativ kleinen, schon lange erschlossenen Gebiet möglich, zahlreiche neue Arten
an Bromelien zu entdecken und als neu zu beschreiben.
T. sphaerocephala HR3083, Tomina, 2400m, Chuquisaca;
es ist eine in größeren Höhenlagen recht häufige und in Kultur sehr robuste, dankbare Art, die sowohl
hitze- als auch kälteverträglich ist und regelmäßig blüht.
Auch die Fahrt über das Hochland und in die Täler kann
zur Regenzeit weitaus problematischer sein als zur trockenen Jahreszeit.
Großartig ist diese Landschaft immer, aber wenn
man das Bergland vorher nur in der Trockenzeit kennen gelernt hat, wo es karg und braun
ist und die vegetationsarmen Hänge eher wie
Geröllhalden wirken (eine Ausnahme sind hier die ganzjährig vorhandenen
Kakteen und Tillandsien), staunt man immer wieder über den
Blütenreichtum zur Regenzeit.
Nicht
nur viele Kakteen blühen, auch Zwiebelpflanzen, Sträucher und Stauden, und
Felder leuchten aus der Ferne violett (Kartoffelblüte) oder gelb.
Unerwarteter Blütenreichtum während der Regenzeit im nördlicheren Abschnitt des Hochlandes, das mehr Regen
erhält als der Süden : häufig sind es einjährige Blumen, deren Blüten von den
Hängen leuchten, hier Cosmea (Cosmos peucedanifolius, Asteraceae) und Coreopsis
boliviana,
(Mädchenauge), Asteraceae,
.
links : blühende Felder in
3700 m Höhe bei der Ortschaft Iscayachi im Departamento Tarija im Süden Boliviens.
rechts : die in ihren Heimatländern Llareta genannte
Azorella compacta
(Andenpolster) aus der Familie
der Doldenblütler (Umbelliferae) ist eine der wenigen Blütenpflanzen, die ausschließlich in extremen Höhenlagen um die 4000 m zu finden
sind; ihre kleinen, dichten Rosetten bilden steinharte Polster, die - mangels
Holz - von den Indios getrocknet und als Brennmaterial verwendet werden;
Cordillera de Mochara, 3600 m,
Dept. Potosi.
links : Laguna de Tajzara mit
Salzablagerungen an den Ufern und rosafarbenen Flamingos, an der Passstraße über die Cordillera de Tajzara, 3500 m,
südlich der Ortschaft Iscayachi, Dept. Tarija.
Ähnlich schwer zugänglich wie die Wälder an den Steilhängen der Gebirge sind weite Teile dieses großes Landes, das nur wenige intakte, ganzjährig befahrbare Durchgangsstraßen aufweist. Durch das schwierige Gelände, die Steilhänge, die großen Höhen und die gewaltigen Entfernungen in dünn besiedelten Gebieten kann jedes Abweichen von den Hauptwegen immer noch ein Abenteuer werden. Jeder stärkere Regenguss kann Erdrutsche verursachen, Furten vernichten und bei Trockenheit passable Straßen in Schlammsuhlen verwandeln. Oft muss man vor unpassierbaren Stellen, weggerissenen Brücken oder zu tiefen Flussdurchfahrten kapitulieren.
unten : Cereen westlich von Iscayachi, 3700m,
Dept. Tarija;
die Säulen der Kakteengruppe rechts sind eingemantelt
von einem Bewuchs zwergiger Formen der Arten T.
capillaris und T. virescens.
Manche Kakteenspezialisten waren jahrelang in diesem schwierig zu
bereisenden Hochland unterwegs, zum Teil auch wochenlang zu Fuß. Deshalb ist auch so mancher Tillandsien- Neufund der
letzten Jahre und Jahrzehnte der Aufmerksamkeit solcher Kakteenfreunde zu verdanken.
links und oben : Oreocereus
neocelsianus, bewachsen mit verschiedenen Formen von T. hirta, T.
capillaris und T. virescens, 3000 m, Cordillera de Tajzara, 3000 m,
Dept. Tarija.
rechts
: T. hirta
fa. minor, HR5100, oberhalb Mojo, 3000 m, Dept. Tupiza; in ihrer natürlichen
Umgebung ist die Blütenfarbe durch die hohe Sonneneinstrahlung
dunkel violettbraun bis schwarz.
links
: T.
kuehhasii, HR19009. diese Art wurde erst vor wenigen Jahren von
einem Kakteenfreund entdeckt; Cerro Chatailla, 3400m, Cochabamba; diese Art
wächst zusammen mit einer im Habitus sehr ähnlichen, gelb blühenden Form
von T. virescens, HR19010.
Die Hänge vom Hochland herab in die Trockentäler sind für
Kakteenliebhaber paradiesisch, und auch ein Tillandsienfreund findet an Felsen,
Säulenkakteen und Sträuchern immer wieder interessante Arten und Formen.
Denn auf den Berghängen und in den tief eingeschnittenen, steilen, meist felsigen Tälern der großen Flußsysteme gibt
es die größte Vielfalt an Tillandsienarten.
rechts oben :
T. caliginosa, oberhalb Tojo, 3000 m, Tarija.
Die wunderschönen Kakteenblüten sind leider nur in der Regenzeit
zu sehen.
Vor allem die Untergattung
Diaphoranthema
ist hier, in ihrem Entwicklungszentrum, mit einer Unzahl
verschiedenartiger, interessanter Formen vertreten, die besonders in höheren
Lagen einzigartig sind.
links: in
Felsspalten wächst diese niedliche, zwergige T. capillaris
HR5106; es ist unsere kleinste Form; die einzelnen Pflänzchen werden
nicht breiter als 12 mm; links unten in Kultur.
rechts : gemeinsam
auf den Felsen wächst auch eine der bolivianischen Formen von T.
zecheri, HR 5105, schöne, weißpelzige
Pflanzen;
T. zecheri war eigentlich
nur aus Argentinien bekannt, ist aber auch in Süd- Bolivien bis in die
Umgebung der Stadt Camargo verbreitet;
Yunchara,
3400m, Chuquisaca; am von der Sonne beschienenen Gegenhang lag zu
Mittag noch immer der nächtliche Rauhreif.
Hauptsächlich an Felsstandorten
gibt es außer den kleinen Diaphoranthemen auch noch zahlreiche andere Tillandsienarten, und häufig
sind sie in der reich gegliederten Landschaft mit den vielen scharf
eingeschnittenen Tälern und Senken auf ein einziges Vorkommen in einem kleineren, abgeschlossenen
Gebiet beschränkt.
Besonders die Trockentäler entlang der großen Flussläufe wie Rio Grande und Rio Pilcomayo und ihre Seitentäler sind reich an Bromelien aus den Gattungen Pitcairnia, Deuterocohnia, Puya und Tillandsia. Der größte Artenreichtum an solchen grauen Tillandsien findet sich im
Süden des Landes in Höhen zwischen 2500 m und 3000 m.
links
und rechts: T. yuncharaensis, HR9069 von der Typusaufsammlung, Yunchara, 3200 m,
Dept. Tarija
unten
rechts: T. yuncharaensis HR9060,
weiß blühende Standortform, Rio Sococha, 3000m, Dept. Tupiza
Eine Seltenheit ist die kleine T. colganii (hier HR 19024),
benannt nach ihrem Entdecker, Len Colgan aus Australien;
ihr einziges bekanntes Vorkommen ist auf Felsen
in der Nähe des Ortes Caña Cruz, 3000 m, Dept. Tarija.
Eine ebenfalls endemische Art ist T. hasei; sie wurde nur in einem ziemlich kleinen Abschnitt eines felsigen
Flussufers gefunden; an dieser exponierten Stelle und der Höhe des Vorkommens entsprechend, drängen sich
die kleinen Pflanzen, denen die extremen Bedingungen anzusehen waren, zu dichten Gruppen zusammen;
T. hasei HR19056, in den Bergen östlich
des Ortes Camargo, 3200 m, Chuquisaca
Besonders in größeren Höhen sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag
und Nacht extrem, da es, besonders in den Wintermonaten, einen starken
nächtlichen Temperaturabfall gibt, bereits in Höhen von 2300m kann die
Temperatur weit unter den
Gefrierpunkt fallen. So friert zum Beispiel am Morgen weggeschüttetes Wasser
auf den Steinen sofort fest, obwohl daneben auf den Büschen Diaphoranthemen
wie T. hirta wachsen.
So finden sich bis nahe an die 4000m zahlreiche Bromelienarten, und
zwar sowohl die größten als auch die kleinsten aus dieser Familie. Die
kleinsten sind Arten aus der bereits erwähnten Gruppe der
Diaphoranthemen, bei den größten handelt
es sich um Vertreter aus der
Gattung Puya.
Viele der Puyen überraschen mit beeindruckend schönen Blütenständen. Die großen Arten
haben aber einen Blührhythmus von mehreren Jahren, sodass man unterwegs
meistens nicht die Blütezeit erlebt, sondern nur mit den großen, kugeligen
Rosetten aus derben, dornbewehrten schwertförmigen Blättern und mit alten,
schwärzlich verwitterten Blütenständen konfrontiert wird.
links und unten: die eisblauen Blüten
von Puya weddeliana,
östlich der Stadt Camargo,
am Weg nach Culpina, 3400 m, Chuquisaca.
rechts oben : Blüten von
Puya herzogii, nur gesehen oberhalb des kleinen Ortes
Morochata, 3500 m, Cordillera de Cochabamba; der dort
vorhandene kleine Bestand ist stark gefährdet, da der Hang mit
Eukalyptusbäumen aufgeforstet wurde, die bereits höher waren als die
blühenden Puyen.
links : Oreocereus trollii
ist eine Kakteenart, die ausschließlich in großen Höhen wächst: hier auf der
Passhöhe westlich des Ortes Iscayachi, 3700 m, Tarija.
Im Hintergrund ist vermutlich ein
Festungsbau aus der Inkazeit sichtbar.
Die Wege vom Hochland in die Täler
sind so
unterschiedlich wie die Landschaften:
rechts :
Cotagaita ist der größte Ort in diesem breiten Talbecken; auf den sanft geschwungenen
Hängen des ehemaligen Gletschertales wachsen
neben Parodia maassii
auch Cleistocactus tupizensis und
Helianthocereus poco ;
3000 m,
Dept. Potosi
links :
Oreocereus neocelsianus in den Bergen oberhalb des Ortes
Cotagaita, 3000 m, Potosi
rechts: Abhänge der
Cordillera de Mochara, 3500 m, Chuquisaca
links: Straße durch die
Schlucht des Rio Chiuchamayo oberhalb der Stadt Camargo, 3400 m, Dept. Chuquisaca; an
den Felsen rechts T. lorentziana.
rechts: an der
Hauptstraße im Ort Cotagaita, 3000 m, Potosi
links: Häuser
aus Adobeziegeln in Otavi, 3400 m, Potosi
rechts :
Kinder aus Padcoyo, 3500 m, Chuquisaca
links :
im Tal des Rio Vitichi, 3200 m, Potosi;
von der kleinen Ortschaft mit wenigen
Häusern schwärmen täglich einige große Ziegenherden in verschiedene Richtungen
aus; von der Vegetation bleiben nur die stachligsten Büsche, der Boden wird über
weite Gebiete völlig kahl gefressen, so wie auf der Abbildung unten links.
rechts :
Blüten von Oreocereus neocelsianus, Vitichi, 3200m, Potosi
unten :
Oreocereus maximus in der Pampa am Rio Vitichi, 3200 m, Potosi
unten : eine
der schönsten, jemals gesehenen Kakteenszenerien in den Bergen von Otavi, 3400
m, Potosi; mit Cleistocactus tupizensis, Oreocereus trollii und
Parodia maassii und einer schmalblättrigen Puya spec.
Eines der landschaftlich
schönsten Gebiete des südlichen Hochlandes sind das Tal und die weitere Umgebung der Stadt
Camargo.
Von dort zieht sich entlang der Täler des Rio Tumusla und des Rio San Juan ein durch die Andenauffaltung entstandener Graben
über 250 km weit nach Süden. Im Westen wird die breite, sandige Talsohle
begrenzt durch eine Kette von gewaltigen, bis 1000 m hohen Steilabbrüchen von
den Höhen der Cordillera de Mochara herab, mit umwerfenden Schluchten und Türmen
aus rotbraunem Fels. Nach Osten erhebt sich ein Gebirge, in dessen Tälern und
Becken zahlreiche der interessanten neueren Tillandsienarten entdeckt
wurden. Es sind aus dieser Gegend auch zahlreiche Vorkommen verschiedener kleinerer,
besonderer Kugelkakteen
bekannt.
links: die Stadt Camargo, 3200 m, Chuquisaca
rechts und
unten : in den Bergen am Rio Tumusla südlich von Camargo, 2600 m, Chuquisaca
Auf den Felsen
wachsen etliche Tillandsienarten, wie T. lorentziana und T. alberi;
zur Blütezeit die auffälligste ist T. lotteae (HR 24052), eigentlich
keine seltene und in mehreren Tälern zwischen 900 m und 2900 m Höhe verbreitete
Art, die trotzdem lange auf ihre Entdeckung gewartet hat;
unten:
sichtlich durch Auffaltung entstandenes Gebirge; an dem Überhang rechts oberhalb
der Straße wächst T. alberi HR9046 in kleinen Gruppen.
rechts :
Typusform der T. alberi (HR24038) östlich von Tupiza, 3100m, Potosi
links
und oben : HR24053, T. aff.
camargoensis, Berge südl. Camargo, 2800m, Chuquisaca. An der
Felskante links oben tummelten sich einige Viscachas (Andenmaus).
unten : Der Steilabfall vom
Hochgebirge in
das Tal von Camargo, der im oberen Abschnitt noch an die 1000 m beträgt, ist an
den südlichen Ausläufern bereits etwas gemäßigter; der sandige Talboden ist hier mit Cassia spec. (?)
bewachsen.
rechts : T. hegeri HR24050 ,
2800m, Chuquisaca, ist nur von einem felsigen Bergmassiv am
Rio San Juan bekannt
links und unten
: gewaltige Sandsteinwand im Tal des Rio Tupiza bei Tojo, 2600m, Potosi;
In sicherer
Höhe wächst eine wunderschöne samtig weiße Form von T. zecheri (?) HR 24034, in
der Aufnahme links als dunkle Punkte in der Wand zu sehen.
Auf den
stachligen Büschen mit der glatten, grünen Rinde siedeln sich besonders gerne
die kleinsten Arten aus der Diaphoranthema-Gruppe an, wie T. aizoides,
T. pedicellata und T. hirta.
links: Oxalis
spec.
auf der Geröllhalde unterhalb der Felswand
links und links
unten : im Tal
des Rio San Juan, Potosi, 2700 m.
rechts oben :
Cleistocactus tupizensis, an den Felsen T. alberi; Tupiza, 2800 m
Im Südosten verliert das Bergland immer
mehr an Höhe. Im Süden, in der Gegend von Tarija, ist der Cumbre del Condor,
der Condor- Pass, mit 2900 m Höhe die letzte große Barriere zu den Tälern und
niedrigeren Faltengebirgen des Ostens. Beim Anstieg trifft man noch auf einige
schöne Kakteen- und Bromelienstandorte.
links und oben
: Cleistocactus straussii, 2400 m, Tarija; aufgrund seiner dichten weißen
Bedornung einer der schönsten kleineren Säulenkakteen überhaupt;
unten und links
unten : auf einem Felsband am Ostrand des Beckens von Tarija wächst
Deuterocohnia (Abromeitiella) brevifolia (pulvinata) HR 5124,
2200m, Dept. Tarija; es ist die zierlichste Art unter den Deuterocohnien, Blüte
grün.
Auf einer langgestreckten Felsformation
oberhalb der Passhöhe Cumbre del Condor, in ungefähr 3000 m Höhe, fanden sich
neben Cleistocactus straussii drei verschiedene Arten von
Abromeitiella (=Deuterocohnia),
davon zwei bekannte (A. pulvinata und
A. lorentziana) und eine damals neue (Abromeitiella lotteae HR 5131,
die einzige Art mit brauner Blüte); außerdem eine neue kleine Puya (Puya
hromadnikii), sowie eine bis dahin unbekannte Tillandsia (
T. mollis HR 9088);
auch eine erst viel später beschriebene felswachsende
Varietät von T. sphaerocephala war neu, nämlich T. sphaerocephala var. tarijensis,
(Paratypus
HR9090)
links :
stufenförmiger Wuchs der Polster von Abromeitiella lorentziana
unten : die
braune Blüte von Abromeitiella lotteae
unten :
Cleistocactus straussii, Abromeitiella pulvinata, A.
lorentziana und A. lotteae oberhalb der Passhöhe Cumbre del Condor, 2900 m, Dept.
Tarija.
links : T. sphaerocephala
var. tarijensis, Typusaufsammlung HR19025 aus Caña
Cruz, 3000 m, Dept.Tarija.
unten
: Blick vom Cumbre del Condor, 2900 m, auf die
Berglandschaft im Osten des Departements Tarija.
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