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Bolivien - Vegetationsbilder aus dem Hochland

 

Zur Regenzeit in Bolivien


 

Bolivien - Vegetationsbilder aus dem südöstlichen Bergland

 

Entlang des Südost- Abhanges geht das breite, hochragende Massiv der Kordillerenkette allmählich in ein weitläufiges Faltengebirge über, das durch die großen Flüsse und die zahlreichen Trockentäler und Schluchten ihrer Nebenarme in einzelne Gebirgsstöcke oder Bergketten  zerschnitten ist. Das begünstigt zum Beispiel bei den Kakteen eine sehr differenzierte Ausbildung unter den höhenbesiedelnden Arten. Auch bei den Bromelien gibt es zahlreiche kleinräumig verbreitete Arten oder Formen, nicht nur bei den Tillandsien, sondern auch unter den Puyen, Deuterocohnien, Fosterellen oder Pitcairnien.

Mit Ausnahme des tropisch feuchten Regenwaldes im Amazonasbecken ist das Klima der einzelnen Regionen durch eine lange Trockenzeit von März bis November bestimmt und abhängig von der Höhenlage.

Am sehr weitläufigen Ostabhang der Anden findet sich der größte Artenreichtum an grauen Tillandsien  in Höhen zwischen 1000 m und 3000 m, in den Trockenwäldern und auf den vielen Felswänden.
Besonders die Trockentäler entlang der großen Flussläufe wie Rio Grande und Rio Pilcomayo und ihre Seitentäler sind reich an Bromelien.

Größere Ortschaften liegen bevorzugt am Oberlauf der Trockentäler oder in den einzelnen ausgedehnten Beckenlandschaften  in Höhenlagen zwischen 1500 m und 3000 m. In diesen gemäßigteren Höhen  liegen auch einige der größten Städte Boliviens, wie Sucre, Cochabamba oder Tarija. Einzig Santa Cruz, die größte Stadt im Osten am Rand des Andenmassivs, liegt im 'Oriente' am Beginn des Tieflands im Osten.

rechts : T. caliginosa an elektrischen Leitungen am Rand der Stadt Cochabamba, 2600 m.

Die Stadt Cochabamba liegt in 2600 m und damit in einer Höhe, deren Klima für graue Tillandsien ideal ist. So ist es auch nicht erstaunlich, dass es bereits in der Stadt auf Telegraphendrähten zum Beispiel T. caliginosa oder T. capillaris gibt, und dass sich in den Tälern der weiteren Umgebung etliche weitere Tillandsienarten finden. Es gibt hier nicht nur T. lorentziana, T. cochabambae und T. gerdae, sondern auch die vermutlich nördlichsten Vorkommen von T. cardenasii, T. xiphioides, T. lotteae und T. hirta.

 

links : ein großer Bestand von T. cardenasii an einem Talausgang östlich der Stadt Cochabamba, 2900 m;
das Hauptverbreitungsgebiet von
T. cardenasii
liegt eigentlich weiter südlich, im Dept. Chuquisaca.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

rechts : am gleichen Ort streckt eine Zwiebelpflanze ihre lang gestielte Blüte aus einer Müllhalde längs des Steilufers eines Flusses (Pamianthe peruviana).

 

 

 

 

 

 

 

Wenn man Glück hat, und das hauptsächlich in der Regenzeit, kann man hier auch einige der vielen Kakteenarten blühend antreffen; links Echinopsis spec.

 

 

 

 

 

 

 

rechts : Massenbestand einer großen Form von T. lorentziana
an einer Felsrippe südlich von Cochabamba, 2800 m.

 

 

Südlich der Stadt Cochabamba erstrecken sich weite Trockengebiete entlang der großen Flusssysteme von Rio Caine und Rio Grande. Sogar manche epiphytisch wachsende Arten mit sehr großem Verbreitungsgebiet können hier in speziellen, interessanten Formen auftreten, wie zum Beispiel T. duratii oder T. streptocarpa, die neben dem üblichen Violett, seltener auch Weiß, noch andere, ungewöhnliche Blütenfarben haben können.

Was bei vielen Tillandsienvorkommen in Bolivien mehr als anderswo auffällt, ist die Aufspaltung zahlreicher Arten in nahe verwandte, aber unterschiedlich aussehende Sippen. Es handelt sich dabei durchwegs um Bewohner von kleineren Felsabschnitten, die in den engen Tälern voneinander isoliert sind und oft nur in ziemlich kleinen Populationen vorhanden sind. 

Das trifft besonders auf die umfangreiche Gruppe der blau blühenden Kleintillandsien aus dem Departement Cochabamba zu.

Zu ihnen gehören zu den bekannten Arten wie
T. cochabambae, T. gerdae
und T. recurvispica auch noch weitere bisher nicht beschriebene Formen. So wurde eine, der T. gerdae sehr ähnliche Pflanze erst kürzlich als T. jarmilae beschrieben (benannt nach der Orchideen- und Tillandsienspezialistin Jarmila Matouschkova des Botanischen Gartens der Mendel-Universität Brno). 

 

rechts: T. gerdae HR19097, Santibanez, 2500m, Cochabamba

 
 

links: T. spec. HR13001, Rio Caine, 2600m, Cochabamba; diese attraktive kleine Tillandsia wurde in weglosem Gelände bei einer
Schlauchbootfahrt den Rio Caine entlang zwischen Quillacollo
und La Vi
ña gesammelt.

 

 

rechts: T. recurvispica HR3007, Quillacollo, 2700m, Cochabamba

 

Die bisher namenlosen Sippen unterscheiden sich vom Habitus und vom Aussehen des Blütenstandes her deutlich von den bekannten Arten. Vergleicht man jedoch die Blütendetails und andere Merkmale, dann zeigen sich häufig so große Ähnlichkeiten, dass eine Neubeschreibung schwierig ist. Das ist auch der Fall bei der schönen kleinen Tillandsia im Bild links oben, HR13001.

 

 

Besonders formenreich in den Trockengebieten entlang der Flüsse und im niedrigeren Bergland ist auch die Gruppe der Diaphoranthemen, die hier ideale Klimabedingungen vorfindet.

links : Gruppen von T. caliginosa haben sich an Dachziegeln ausgesät.

 

 

 

rechts unten: Trockengebiet bei Omereque am Rio Mizque, 1400m, Chuquisaca; im Geäst T. myosura forma maior; diese Form hat zwar ein weit zerstreutes Verbreitungsgebiet, ist dort aber nicht häufig; ihre südlichsten Vorkommen liegen in Argentinien in den Provinzen Tucuman und Catamarca.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 Der Kandelaberkaktus auf dem Bild rechts oben ist  
Neocardenasia herzogiana;
ganz selten, so wie im Bild links,  sind auch Cristatformen dieser Art zu sehen; am Rio Mizque bei Omereque, 1400 m.

 

 

 

 

 

rechts : Einwohner im Ort Aiquile, 1400m, südliches Cochabamba;
typisch die Liebe zu schönen, leuchtenden Farben bei den Frauen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Friedhöfe, hier in der Nähe des Ortes Aiquile, bieten mit ihren Grabhäuschen stets ein eigenartiges Bild. Die Grabaufbauten sind so wie die Häuser aus Adobeziegeln gemauert, das heißt aus Lehm und Stroh; in den Nischen werden Speisen für die Totenseelen niedergelegt; dem Volksglauben nach sollen die Seelen der Verstorbenen zu ihren Angehörigen zurückkehren, um ihnen Wohlergehen zu sichern.

 

 

 

links : T. comarapaensis HR9004, südlich des Ortes Aiquile, 1400 m, Cochabamba; diese Art ist nicht auf das Vorkommen um Comarapa beschränkt, wie der Name vermuten lässt, sondern ist auch noch in einigen Trockentälern des Berglandes  von Chuquisaca verbreitet.

 


 rechts :
T. comarapaensis
HR5245 aus Tomina,
19oo m, Chuquisaca

 

 

 

 

 

 

links : der Rio Grande, hier der Oberlauf in 1800 m Höhe, bildet die Grenze zwischen den Departements Cochabamba und Chuquisaca; besonders das Tal des Rio Chico, ein Nebenfluss, der von Süden her einmündet, ist ein hochinteressantes Gebiet, aus dem einige bis dahin unbekannte Tillandsien-Neufunde stammen, wie T. lotteae (in der Bildmitte), T. helmutii und T. oropezana.

 

 

 

 

 

 

 


rechts: eine besonders kompakte Form von
T. lotteae,
HR9047, südlich Camargo, 2600m, Chuquisaca.

 

 

T. lotteae ist mit ihrem ungewöhnlich gefärbten Blütenstand eine auffällige Erscheinung; in einigen unterschiedlichen Formen besiedelt sie die Felswände verschiedener Trockentäler, und zwar in Höhen zwischen 900 m und 3200 m;
das ist ebenfalls ungewöhnlich, da die meisten Tillandsien auf eine
bestimmte Höhenlage beschränkt sind;

 

 

 

 

 Auch das Verbreitungsgebiet von T. lotteae hat sich als überraschend
groß erwiese
n und reicht im Norden fast bis zu den Städten Cochabamba
und Santa Cruz und im Süden noch weit über Camargo hinaus; es ist eine
auffällige und stellenweise auch ziemlich häufige Pflanze, die - im Gegensatz
zu den Kakteen dieser Gegend- eine so lange Zeit unbeachtet geblieben ist.

links: T. lotteae HR19067 am Rio Mizque, 1600m, Cochabamba



 

 

 

 

 

 


 

rechts : T. lotteae HR 5028 zusammen mit Deuterocohnia longipetala an den Uferfelsen des Rio Grande, 1800 m, Chuquisaca.

 

Eines der schönsten Gebiete in Bolivien war einmal das Tal des Rio Chico im Departement Chuquisaca; es verläuft von der Einmündung in den Rio Grande in ungefähr 1800 m Höhe nach Süden; der Fluss entspringt in den Bergen westlich und nördlich der Stadt Sucre und sein Oberlauf hat ein gewaltiges Einzugsgebiet; es ist also nicht verwunderlich, dass - so wie bei anderen Flüssen auch- in der Regenzeit, besonders nach Unwettern im Gebirge, aus den Seitentälern gewaltige, lehmbraune Wassermassen in das breite, sonst nahezu wasserlose Schotterbett strömen und sich bergab wälzen; der Wasseranstieg kann auch innerhalb sehr kurzer Zeit eintreten und darf als Gefahr für ahnungslose Reisende nicht unterschätzt werden, die Straßen in den flachen Schotterbetten der Flüsse benützen oder gar-in Ermangelung anderer halbwegs ebener Stellen- dort campieren; den Einheimischen ist dieses Phänomen bekannt als "die Quebrada kommt".

Früher gab es in diesem idyllischen, wenig frequentierten Tal nur eine zum Teil einspurige, unbefestigte Straße am Hang oberhalb des Flusses, die kaum einen Eingriff in die Landschaft bedeutete; anders der Ausbau der Straße vor wenigen Jahren. Schneisen waren in die Steilhänge gesprengt, mit gewaltigen Felsabbrüchen oberhalb der Straße und Schutthalden unterhalb, die stellenweise die gesamte Vegetation bis zum Fluss niederwalzten. So manche bekannte Pflanzenstandorte gingen aus diesem Anlass verloren, hier zum Beispiel der einzige bekannte Fundort von T. oropezana.

 

Leider historische Aufnahmen, vor einer Straßenverbreiterung gemacht:

oben : Talabschnitt des Rio Chico, Chuquisaca, in 1800 m Höhe mit Flaschenbäumen (Chorisia insignis aus der Familie Bombacaceae) und Sukkulentenbewuchs am Steilhang;

 

rechts und unten:
T. oropezana
HR9012, eine Seltenheit von
einem inzwischen beim Straßenausbau
weggesprengten Felsen am
Rio Chico, 1800m, Chuquisaca.
 

 

 

 

 

 

 

 

 


T. oropezana HR9012, Rio Chico, 1800m, Chuquisaca.
Foto: W. Salz

Diese Art wächst vergesellschaftet mit
T. didisticha
(unten rechts)

 

 

 

 

 

 

 

rechts: eine besonders schöne, krallige Form von T. didisticha HR 5042 mit rötlichen Blättern, nur von Felsen aus dem Tal des Rio Chico bekannt.

 

links: auf den Hängen am Fluss und in den Seitentälern wächst diese schneeweiß blühende Puya ugeniana 

 

 

 

 

 

 

        unten : Tal des Rio Chico mit dem Kandelaberkaktus Neocardenasia herzogiana,  1800m, Chuquisaca.

 

 

 

Sucre ist wegen seiner ungünstigen, abgelegenen Lage mitten im Bergland nur die nominelle Hauptstadt Boliviens. Die Stadt wurde wegen der reichen Gold- und Silbervorkommen in der Umgebung an der Stelle der Indianersiedlung Chuquisaca ("Goldenes Tor") von den Spaniern im 16. Jahrhundert gegründet. Chuquisaca blieb als Name für das Departement erhalten.
Das alte, kolonialzeitliche Stadtbild blieb weitgehend erhalten. Die Innenstadt mit den blendend weiß getünchten Bauten und den wunderbaren Innenhöfen, den Regierungspalästen, den schönen Parkanlagen und Kathedralen aus der Kolonialzeit hat Sucre den Ruf als schönste Stadt Boliviens eingebracht.

 

Rechts : T. caliginosa mitten im Zentrum der Stadt Sucre, 2600m, Chuquisaca

 

 

 

 

 

 

 


Die Märkte der großen Städte sind stets ein Treffpunkt von Menschen der verschiedenen Indianerstämme aus der näheren und weiteren Umgebung, die versuchen, etwas von ihren landwirtschaftlichen Erträgen zu verkaufen. Waren aus dem ganzen Land werden hier angeboten : Zuckerrohr aus dem Tiefland im Oriente (Bild links), verschiedene Früchte von den Abhängen der Yungas, Getreide und Kartoffeln aus dem Hochland.

 

 

 

Märkte sind auch stets der Treffpunkt der Ärmsten der Armen, die unter unvorstellbaren Anstrengungen sich hier ein paar Geldstücke verdienen wollen oder nach Herabgefallenem, noch Brauchbarem suchen. Dazu gehören auch die Cocablätter, die in großen Ballen angeliefert werden und auf Käufer warten.

 

Bild links : Indiofrau beim Sammeln von Cocablättern; für Millionen Andenbewohner ist das Kauen von Cocablättern eine Möglichkeit, die Sorgen des Alltags und  Anstrengungen in der großen Höhe oder bei Schwerarbeit leichter zu ertragen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

links und unten : Indigenos aus dem Ort Tarabuco östlich von Sucre; besonders eindrucksvoll die  in leuchtenden Farben handgewebten Trachten, wie sie schon in  der Inkazeit angefertigt wurden; typisch die helmartigen, verzierten Kopfbedeckungen aus Ziegenleder, die man nur aus diesem Teil Boliviens kennt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

links : Indiodorf aus der Umgebung von Sucre

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Interessant im bergigen Umland von Sucre sind für uns aber auch die Tillandsienvorkommen. Im Bergland im Osten ist zum Beispiel
T. cardenasii
häufig anzutreffen, und nur von hier ist die grünblühende Varietät T. jucunda var. viridiflora bekannt; auch ausgefallene Formen von T. duratii gibt es hier.

 

 

 

rechts: T. jucunda var. viridiflora,
HR 5249, Zudanez, 2700 m, Chuquisaca

 

 

 

links : seltene, gelbblühende Form von T. duratii var. duratii (HR5253, Zudanez, 2400m. Chuquisaca),
wie sie in der Umgebung von Sucre und Comarapa anzutreffen ist
.

Interessante Farbenspiele von gelb-violett bis schwarzbraun treten bei einer Population von T. duratii var. duratii östlich von Sucre auf; die violettrote Blütenfarbe ist allerdings bisher ein Einzelfall und wurde nur bei einer einzigen von mehreren, aus Standortsamen aufgezogenen Pflanzen gefunden (HR5253).

 

 

 

 

 

 

 

 

links: aus dem selben Formenkreis stammt T. reichenbachii, hier HR5195, Camiri, 1000 m, Chuquisaca

 

 

 

 

 

 

 

Will man von einem der großen Flusssysteme ins andere gelangen, sind jeweils größere Höhenzüge zu überwinden. Die Hochflächen und Pässe liegen zwar nicht mehr so extrem wie weiter westlich, die Höhen können aber doch um die 3000 m betragen.


 

 

 


Oben : typisches Gehöft aus Adobeziegeln mit Backofen; auch die Dächer bestehen aus Stroh und Erde.

links : in den Morgenstunden wird jeder wärmende Sonnenstrahl genutzt.

 

 

 

Oft bewegt man sich beim Überqueren der Höhenzüge in herrlichen Kakteengebieten mit wunderbarem Blick auf die Täler, hier südlich von Sucre im Gebiet des Rio Pilcomayo; auf den Säulenkakteen wachsen verschiedene Formen von T. hirta, T. capillaris und T. virescens.

 

 


oben : Roseocereus tephracanthus mit Vogelnestern; Berge am Oberlauf  des Rio Pilcomayo, 3000m, Chuquisaca.

 

Trichocereus spec. in den Bergen oberhalb des Rio Pilcomayo, 3000 m, Chuquisaca.

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Nur zur Regenzeit kann man erleben, wie die Säulenkakteen ihre herrlichen Blüten öffnen.


 

 

 

rechts : Puente Mendez, eine alte Hängebrücke über den Rio Pilcomayo, erbaut gegen Ende des 19. Jahrhunderts; auf den Steinsockeln einer ähnlichen Brücke über den Rio Mataca haben sich bereits eine Anzahl von Tillandsienarten angesiedelt : T. lotteae, T. lorentziana, sowie eine eigenartig langstämmige Form von T. xiphioides, HR 19057 (links unten). 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


T. xiphioides var. xiphioides HR19057, eine eigenartig langstämmige Form, Rio Mataca, 2640m, Chuquisaca

 

 

Die meisten der in den letzten Jahren entdeckten Arten wurden in abgelegenen Tälern gefunden, wo sie oft auf einen ganz kleinen Abschnitt, eine einzige Felsformation oder auf eine ganz bestimmte Höhenlage beschränkt sind.
Meistens sind es Kakteenfreunde, die auf beschwerlichen Wegen bis zu solchen entlegenen Tälern vordringen - manche von ihnen haben auch einen Blick für das Besondere, was Tillandsien oder auch andere Bromelien, wie zum Beispiel Puyen, betrifft. 

Ein solches Beispiel ist die Entdeckung von
 T. erici
vor wenigen Jahren, die auf den Abhängen zum Rio Pilaya die Höhenstufe zwischen 2000 m und 2200 m besiedelt und von dem Kakteenspezialisten Erich Haugg aus Mühldorf am Inn erstmals gefunden wurde. Diese Art wächst- zum Unterschied von anderen, meist felswachsenden Besonderheiten -  auf Bäumen oder auch auf  den großen Kandelaberkakteen dieser Gegend. 

 

 

 

 

 

 


Oben und links : Der Weg zum Rio Pilaya ist lang und beschwerlich und führt über große Höhen und üble Pisten.

Die Blütenfarbe von T. erici  ist einzigartig, und auch die rötlich-olivgrünen Blätter unterscheiden sie von allen anderen Arten aus dem verwandten Formenkreis.

 

 

 

 

 

 

T. erici wächst nicht nur zusammen mit T. funebris, sondern auch mit Flechten oder gar Moosen. Das heißt, das Klima an ihrem Standort ist gar nicht so trocken, und so möchte es diese Art auch in Kultur etwas feuchter als die grauen Tillandsien. Auf diese Weise kann man vielleicht auch verhindern, dass die Blüte vorzeitig bereits dann einsetzt, wenn die Sprosse eigentlich noch viel zu klein sind (was die Pflanze überfordert, aber auch am Standort passiert, wie auf der Abbildung rechts zu sehen).

 

 

 

 

T. erici HR24024, links auf dem Kandelaberkaktus Neocardenasia herzogiana,  Rio Pilaya, 2000 m, Tarija

 

 

 

 


Von ihrer Form her erinnern die Blüten von T. erici sehr an T. xiphioides, und hier besonders an die nur in Bolivien vorkommende T. xiphioides var. lutea, deren ziemlich begrenztes Verbreitungsgebiet am Saum der Andenausläufer im östlichen Tarija und im Süden des Departements Santa Cruz liegt (und daher eigentlich keine Varietät, sondern eine Subspecies ist).

 


oben links und rechts : T. xiphioides var. lutea HR5212, Monteagudo, 1200m, Santa Cruz

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 


T. xiphioides var. lutea wächst ausschließlich auf einigen exponierten, senkrechten Felswänden  in den Schluchten der niedrigeren Bergketten der östlichen Andenausläufer, seltener auf Felsstöcken im offenen Gelände.
An manchen Standorten ist sie mit  T. edithae vergesellschaftet, und zwar mit einer weißblättrigen, kurzstämmigeren Form als der Typus dieser Art. Während T. edithae die etwas geschützteren unteren Regionen der Felsen besiedelt, nimmt T. xiphioides var. lutea  stets die obersten Abschnitte ein;

oben und rechts:  das vermutlich südlichste Vorkommen von T. xiphioides var. lutea nahe der Stadt Villamontez, 900 m, Tarija.

 

 

 

 

 

Im selben Gebiet wächst auf Felsen auch eine grobe, sparrige Form von  T. capillaris (??); HR5174, Campo Serere, 1500m, Tarija;
sehr selten; ganz ungewöhnlich
ist ihre violette Blütenfarbe.

 

links: Schluchten in den östlichsten Ausläufern des Faltengebirges, die Felswände sind bewachsen mit einer Vielzahl an Bromelien, wie Tillandsien, Puyen und Pitcairnien; westl. Muyupampa,  900 m, Sta. Cruz.

 

 

 

 

 

 

Überhaupt ist es interessant, so wie bei T. edithae den Formenreichtum mancher Arten zu beobachten, die, obwohl sie ausschließlich auf Felsen wachsen, dennoch über ein größeres Gebiet verbreitet sind. Manche sind  sogar an weit voneinander entfernten Felswänden anzutreffen, wo sich ziemlich voneinander variierende Sippen gebildet haben können. 


 

Die Heimat von T. bermejoensis sind niedriger gelegene Felswände entlang des Rio Bermejo in der Sierra de Santa Cruz. Der Fundort der Typusaufsammlung (links unten, zusammen mit Bolivicereus samaipatanus) ist mittlerweile durch eine Straßenverbreiterung zerstört, die Felsen wurden weggesprengt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

rechts : auf den Steilhängen und Felswänden entlang des Rio Bermejo finden sich allein schon aus den Familien der Tillandsien, Puyen und Deuterocohnien  zahlreiche interessante Arten und Formen. So gibt es zum Beispiel neben großwüchsigen Puyen auch die kleineren Arten Puya nana und Puya laxa

 

 

 

T. bermejoensis HR5300, Rio Bermejo, 900m, Sta. Cruz;

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


links : T. tenuifolia HR 3062, Rio Bermejo, 1400m, Sta. Cruz.

 

 

Im selben Gebiet wie T. bermejoensis  sind T. edithae und T. tenuifolia verbreitet, und trotz der niedrigen Lage vereinzelt sogar auch noch T. lotteae. An manchen Stellen wachsen diese Arten auch zusammen mit der großen, prächtig blühenden T. samaipatensis.

 

 

T. samaipatensis HR5288 in der
Sierra de Santa Cruz, 900m

 

T. samaipatensis, 900m, Sta. Cruz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch von T. edithae mit ihrem ziemlich großen Verbreitungsgebiet gibt es mehrere Formen.
T. edithae wächst aber nicht 3000 m hoch bei Sorata, nordwestlich von La Paz, wie es in der Erstbeschreibung fälschlich angegeben ist, sondern besiedelt weit im Osten des Berglandes, in der Sierra de Santa Cruz und in Höhen um die
1000 m, zahlreiche weit von einander entfernte Felswände.

Die bekannte Typusform von T. edithae besitzt graue Blätter und sehr lange Stämme (Bilder unten rechts und links). Sie ist in den ariden Abschnitten der Sierra de Santa Cruz recht häufig und überzieht dort in großen, flach ausladenden Polstern die Felsen.

 

 

rechts und unten : T. edithae, Typusform, häufig an Felsen im Tal des Rio Bermejo, 1100m, Santa Cruz 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von entlegeneren Standorten stammen aber noch weitere Formen von T. edithae:
in den Tälern am Ostrand des Berglandes gibt es auf den unteren Abschnitten sonnenexponierter Felsen einige Vorkommen von großen, kurzstämmigen Pflanzen mit auffallend silbrig weißen Blättern, die häufig zusammen mit der ebenfalls etwas variierenden T. xiphioides var. lutea wachsen.

oben rechts : T. edithae HR5211 von Muyupampa, 900m, Santa Cruz,
hat im Gegensatz zur Typusform viel kürzere Stämme und steife, weißbeschuppte Blätter

 

 

 

 

Sogar innerhalb einer hübschen, sehr kleinen Form von T. edithae mit kurzen, steifen Blättern gibt es Pflanzen von recht abweichendem Habitus. Die Blattstellung  kann bei dieser Population ziemlich variieren, von sparrig abspreizend bis einseitswendig nach oben gebogen. Manche der Pflanzen erscheinen fast krallig. Auch die Blütenfarbe mit einem Anflug ins orangefarbene unterscheidet sich etwas von der Blütenfarbe der großen Formen. Die kleinsten Exemplare werden blühend kaum größer als 5-10 cm .

rechts : T. edithae forma minor, HR5303, Sierra de Santa Cruz, 1100mT. edithae fa. minor, 1100m, Sta. Cruz

 

 


 

links und rechts : T. edithae forma minor  HR5303 mit Epidendrum spec. und ihr Standort in der Sierra de Santa Cruz, 1200m.

unten: T. edithae forma minor, HR5303, Sierra de Santa Cruz, 1100m

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die breiten Flusstäler im Osten mit ihrem heißtrockenen Klima bilden den Übergang zum Chaco im Osten. Die spärlicher werdende Epiphytenvegetation in den Trockenwäldern besteht aus besonders an die lang anhaltende Dürre angepassten Arten wie T. duratii und einigen Diaphoranthemen. 

 

 

 

T. duratii und T. funebris im Tal des Rio Pilcomayo im Osten des Departements Tarija in 900 m Höhe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Rio Grande in 1000 m Höhe; das breite Flussbett ist mit Sedimenten aufgefüllt, die der Fluss aus dem Gebirge abgetragen hat. Anscheinend nur hier gibt es an den Ufern eine seltene, groß werdende Kakteenart: Vatricania guentheri.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

links und rechts : die seltene Vatricania guentheri  an den Abhängen des Rio Grande bei 1000 m; diese Kakteenart wächst nur in Flussnähe. Mit ihren aus dem goldgelben Cephalium entspringenden Blüten erinnern die Pflanzen an Vertreter der Gattung Espostoa, die in Nordperu und dem südlichen Ekuador verbreitet ist.

 

 

 

 

Die immer niedriger werdenden Bergketten gehen nach Osten schließlich in die extremen Trockengebiete des Chaco über. Besonders der Chaco Boreal im Südosten ist durch Fluss- und Wasserlosigkeit und extreme klimatische Verhältnisse mit hohen Temperaturen und starker Verdunstung geprägt. Deshalb sind dort niedrige Trockenwälder mit Flaschenbäumen und Kakteen, Grasfluren und Dornbusch verbreitet.
Dieses weite, flache Gebiet wird nur nur durch den Gebirgszug der Serrania de Santiago mit über 1400 m Höhe und einzelne, an der Grenze zu Paraguay liegende Inselberge unterbrochen wird.


links: die weit verbreitete und in niedrigeren Lagen häufige T. recurvifolia (Syn. T. meridionalis), hier HR3064 aus Pampa Grande, 1200m, Santa Cruz

 

rechts: ebenso häufig ist T. didisticha, hier abgebildet HR5198 von den äußersten Gebirgsausläufern am Rand des Chaco, Camiri,1000m, Santa Cruz

 

 

 

Infolge der lang andauernden Hitze- und Dürreperioden ist der Bestand an  Tillandsien im Chaco mit wenigen örtlichen Ausnahmen auf eine geringe Anzahl besonders trockenheitsresistenter Arten beschränkt, wie es unter anderem T. duratii, T. vernicosa, T. meridionalis oder T. didisticha sind. Auch die niedrigen Vorberge und der tiefgelegene Rand des Amazonasbeckens sind relativ artenarm.

 

So ist es nicht verwunderlich, dass die wenigen bisher beschriebenen Neufunde der letzten Jahre aus diesem Gebiet von der isoliert liegenden Bergkette der Serrania de Santiago stammen (wo es neben T. rosacea noch eine Anzahl weiterer interessanter Formen gibt), beziehungsweise von einem Inselberg an der Grenze zu Paraguay (der einzige Fundort von T. ramellae).

Auf das Tiefland entfällt mehr als die Hälfte des Landes.


links: T. rosacea HR9202 aus der Serrania de Santiago, 450 m, Santa Cruz

 

 

 

 

 

 

 

Eine Seltenheit ist auch T. walter-richteri HR5142, Narvaez, 1800m, Tarija; sie wächst anscheinend sehr zerstreut, da nur ein zweiter Fundort bei Salta in Argentinien bekannt ist.

 

 

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                      last modified 03. 12. 2013

 

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