Die Untergattung Diaphoranthema :
links : T. usneoides bedeckt mit Reif, auf Polylepis spec., Sta.Victoria, 3000 m, Jujui, Argentinien
Die Untergattung Diaphoranthema umfasst zwar nur ca. 2 Dutzend Arten, von denen aber etliche eine Fülle an lokalen Formen aufweisen.
Das Zentrum der Entwicklung dieser Gruppe liegt in Nordargentinien und Bolivien, und zwar im Bereich der Anden und des Andenvorlandes. Hier gibt es den größten Formen- und Artenreichtum.
Die einzigen Arten aus dieser Untergattung, die weit in den Norden bis Mexiko, die südlichen USA und die Karibik verbreitet sind, sind T. recurvata und T. usneoides. Nach Süden fortschreitend nimmt die Artenanzahl zu, und in Bolivien und Argentinien schließlich finden sich an einem Ort oft mehrere Arten, und von manchen (zumindestens von T. capillaris und T. virescens) oft auch noch etliche Formen.
rechts oben und links unten : Massenbestand an
T. capillaris und T. hirta; Berge oberhalb des
Ortes Cotagaita, 3ooo m, Potosi, Bolivien
Da die Aufsammlung und Bearbeitung dieser meist sehr kleinen Pflanzen aber offenbar zu wenig Spektakuläres bringt, waren bis in die 80-er Jahre die bis damals beschriebenen seltenen Arten aus Argentinien ( wie T. erecta, T. andicola, T. angulosa, T. castellanii, T. gilliesii usw.) praktisch unbekannt und nicht einmal in Spezialsammlungen zu sehen.
So wurde zum Beispiel in der berühmten Tillandsiensammlung von Alfred Blass,
damals Gräfelfing bei München, eine Tillandsia unter dem Namen T. angulosa wie ein Schatz gehütet, die aber nur wenig Ähnlichkeit mit der Abbildung der Art in der Erstbeschreibung hatte. Wie sich später herausstellte, handelte es sich um T. gilliesii.
rechts : reicher Bestand an Diaphoranthemen in der Quebrada de Humahuaca, 2600m, Jujui, Nordargentinien
rechts
unten : T. gilliesii und T. pedicellata, Tinogasta, 1650m, Catamarca, Argentinien.
Also galt es, die jeweiligen Typuslokalitäten aufzusuchen, um zu sehen, welche Pflanzen da eigentlich beschrieben waren.
Neben diesen bereits bekannten Arten brachten wir noch eine Menge anderer, zum Teil auf kleine Areale beschränkte Diaphoranthemen, von denen sich einige aus Peru, Bolivien und Argentinien als neu erwiesen.
Diese Aufsammlungen bildeten mit die Grundlage für eine genaue Überarbeitung der Untergattung durch Dr. Walter Till, Botanisches Institut der Universität Wien (Dissertation, 1984).
links : verschiedene Formen von T. hirta und T. virescens
auf Oreocereus neocelsianus bei Yunchara, 3400m, Tarija, Bolivien
Als Ergebnis dieser Arbeit wurden einige Arten neu gruppiert und zum Beispiel die deutlich von T. capillaris abweichende T. virescens wieder abgetrennt, ebenso T. mandonii von T.
crocata.
Andere wurden neu beschrieben, wie T. tenebra, T. cotagaitensis, T. mollis, T. brealitoensis, T. hirta, T. caliginosa, T. gilliesii var. polysticha.
Aber immer noch gibt es einzelne von den übrigen so abweichende Formen, dass sie möglicherweise noch als neue Arten oder Varietäten zu beschreiben wären,
zum Beispiel:
* eine fast sukkulente Form von T. usneoides, die zum Unterschied von allen anderen nicht grüne Blüten mit schmalen Kronblättern hat, sondern, wie links abgebildet, große gelbe Blüten mit breiten Petalen aufweist (leg. H. Prinsler in Ekuador)
* jeweils eine große Form von T. gilliesii und von T. myosura
* eine sehr grobe Form von T. capillaris(?) mit großen hellvioletten Blüten,
vegetativ ähnlich der T. castellanii (die es aber nur in Argentinien gibt, und deren kleine beige Blüten geschlossen bleiben, da sie sich selbst bestäuben)
* eine kleine, terrestrisch und polsterförmig wachsende Art(?)
aus Argentinien mit völlig von allen anderen abweichendem Habitus; die kurzen starren Blätter sind zweizeilig an langen Stämmchen angeordnet; leider hat die Pflanze seit ihrer Aufsammlung noch nie geblüht.
rechts oben : T. rectangula,
T. capillaris und T. pedicellata bei Santibanez, 2700m, Cochabamba, Bolivien
Manche Arten wie T. rectangula, T. bryoides, T. funebris sind in gemäßigten Höhenlagen zwischen 1000 m und 2500 m verbreitet, ausgenommen das Amazonasbecken, wo es zu feucht, und der Chaco, wo es zu trocken ist.
Andere- wie T. capillaris, T. virescens, T. pedicellata, T. aizoides - finden sich in Bolivien am reichhaltigsten in Höhen um die 3000 m, wo sie Dornbüsche, Felsen und oft auch Säulenkakteen bewohnen. Sie steigen häufig weit über 4000 m hoch in Regionen mit nächtlichem Frost bis zu -15°C.
links und rechts : T. capillaris, T. virescens, T. caliginosa, T. gilliesii ssp. polysticha in der Quebrada de Humahuaca, 2600m, Jujui, Nordargentinien
Interessant ist es, bei manchen Arten eine Änderung der Blütenfarbe mit zunehmender Höhe zu beobachten. Während zB. T. caliginosa, T. capillaris, T. virescens an der Untergrenze ihrer Verbreitung bzw. in gemäßigten Höhenlagen gelblich bis hellbraun blühen, haben die selben Arten in großen Höhen, so wie auch T. hirta (von der es ebenfalls mehrere in der Größe abweichende Formen gibt), T. pedicellata und T. aizoides beinahe schwarzviolette Kronblätter. Diese Farbe ist vielleicht eine Folge der hohen Licht- und UV- Intensität und kann in Kultur etwas blasser ausfallen.
Die Zusammenstellung eng verwandter Arten in "Aggregate" ist ein Ergebnis der Untersuchungen von Dr. Walter Till und soll in der folgenden Darstellung der einzelnen Arten beibehalten werden.
Zurück zu Tillandsien.
Zurück zur Startseite.
last modified
22.
12. 2010
|