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Das T. recurvata - Aggregat

fasst zusammen : T. landbeckii, T. mollis, T. recurvata, T. usneoides

 

T. recurvata Linnaeus 1762

Verbreitet von den südlichen USA über Mexiko, Karibik, Peru bis Mittelargentinien und Uruguay.

Im Habitus ziemlich variabel, von blühend 4 cm bis 23 cm (Form aus Ekuador)  groß. Zur Blütezeit sind die kleinen Pölsterchen mit ihren vielen blauen Blüten sehr hübsch.

 

 

T. landbeckii Philippi 1864 ssp. landbeckii

besiedelt als eine der wenigen Arten, die dort überleben können, die Küstenwüste von Mittelchile bis Nordperu.

Im Habitus ist die Art ähnlich einer stammbildenden T. recurvata, die Blüten sind aber braun, und unterhalb der Blüte befindt sich am Infloreszenzschaft noch ein Tragblatt, das bei T. recurvata fehlt.

 

 

 

Das häufigste Vorkommen und die Typuslokalität von T. landbeckii ist in Chile, wo die Art aber auch nur an wenigen begünstigten Standorten mit höherer Luftfeuchtigkeit gedeihen kann.

T. landbeckii siedelt dann nicht nur in polsterförmigen Gruppen auf dem Wüstensand, sondern kann auch die Arme von Kandelaberkakteen in dichten Klumpen ummanteln.

Die Pflanzen der Chilenischen Wüstenstandorte können bis 20 cm lange Stämmchen haben und sind mit ihren einen Millimeter dünnen, weißen Blättern in Kultur ziemlich heikel.

T. landbeckii ssp. landbeckii in der chilenischen Küstenwüste

oben bei Las Cardas, 600 m, Elqui,   unten bei Adrianitas, 450 m, Copiapo

 

 

 

 

 

 

 

 

In Peru finden wir T. landbeckii nicht nur in der Küstenwüste, sie steigt auch in die Anden hinauf und wurde noch in einer Höhe von  3200 m nachgewiesen. Die Pflanzen weichen allerdings durch ihre viel gröberen Blätter so von der Typusform ab, dass sie als Unterart mit einer Varietät beschrieben wurden:

T. landbeckii ssp. andina W. Till 1991 und

T. landbeckii ssp. andina var. rigidior W. Till 1991

 

 

 

T. mollis  H. Hromadnik & W. Till 1983

 

T. mollis, weichblättrig und auffallend silbrig weiß beschuppt, ist ein rätselhaftes Pflänzchen.


Helmut zu seiner Entdeckung  : 1982 fand ich oberhalb  der Passhöhe Cumbre del Condor (auf der Straße von Tarija nach Villamontez, Prov. Tarija, S- Bolivien) auf einem Felsband in 2800 m Höhe eine vorher nie gesehene Diaphoranthema, die Merkmale von T.usneoides mit Merkmalen von T.capillaris vereint siehe Foto links unten).

oben links und rechts : am Standort von T. mollis, die mit Deuterocohnia (Abromeitiella) lotteae (Bromeliaceae) vergesellschaftet wächst

Ein einziger Klumpen wuchs davon am Fels (siehe Bild links unten ). Eine genaue Suche in der Umgebung zeigte, dass die Pflanze, außer an dieser einen Stelle, sonst nirgends vorkam.
 

Da Arten in ihrem Verbreitungsgebiet kaum nur in Einzelexemplaren auftreten, dachte ich zunächst an eine hybridogene Abkunft. Doch vom Habitus her kamen keine der in der Umgebung wachsenden Diaphoranthemen als Eltern in Frage.

5 Jahre später war ich wieder vor Ort, einzig um zu klären, ob sich bei einer längeren Suche nicht doch weitere Exemplare finden ließen. Der von Tarija abfahrende Bus nach Villamontez erreichte die Passhöhe um Mitternacht, wo der Chauffeur für mich anhielt. Ich verbrachte den Rest der Nacht in einer Bodenmulde in ungekannter Stille, mit einem unvergesslich klaren Sternenhimmel über mir.

 

Am Naturstandort sind die Blüten von T. mollis dunkel braun; in Kultur haben sie selten diese Farbintensität und erscheinen dann braun mit mehr oder weniger gelb.

 

 

Den ganzen folgenden Tag widmete ich der Suche nach T. mollis in der näheren und weiteren Umgebung: umsonst, kein weiteres Exemplar zu sehen ! Per Anhalter kehrte ich nach Tarija zurück.

 

 

Ewald Heger, Großbettlingen, fand an einer anderen Stelle, ebenfalls östlich von Tarija, aber in einem nördlicher in Richtung Rio Pilaya gelegenen Gebirgszug, ein einziges Mal auch die gleiche Pflanze. Ich besitze ein Stückchen davon. Diese wächst aber wesentlich langsamer als die von mir gefundene, die sich vegetativ gut vermehren lässt und schon in vielen Sammlungen verbreitet ist.

Obwohl T. mollis schon mehrmals geblüht hat, entwickelten sich keine Samenkapseln. Das ist merkwürdig, denn die Pflanze am Standort hatte eine Samenkapsel, und alle anderen mir bekannten Diaphoranthemen sind selbstfertil und bilden in Kultur leicht Samen, der oft noch auf der geplatzten Kapsel zu keimen beginnt.

Das Rätsel T. mollis ist ungelöst, aber neueste molekularbiologische Untersuchungen haben nachgewiesen, dass eine hybridogene Herkunft auszuschließen ist. Also handelt es sich bei diesen beiden Funden wohl um versprengte Vorkommen einer Art, deren Hauptverbreitungsgebiet noch unentdeckt ist, oder um eine extrem seltene Art.

 

 

 

 

T. usneoides Linnaeus 1762

"Spanish moss - Spanisches Moos", "Barba de viejo" (nur Paraguay?)

Von den südlichen USA über die Karibik, Mexiko, Mittelamerika, entlang der Anden bis Südchile und im Osten Südamerikas in küstennahem Bergland verbreitet (Paraguay : Barba de viejo). Fehlt gänzlich im gesamten Amazonasbecken.

T. usneoides wächst zumeist auf Bäumen, wo ihre Stränge bis zu mehrere Meter Länge erreichen, selten überzieht sie auch Felswände.

rechts : T. usneoides bei S. Luis, 2700 m, N- Peru

Es ist durchaus nicht so, dass die Art in den Gebieten, in denen sie vorkommt, gleichmäßig überall zu finden ist. Sie kann nur an bestimmten Stellen mit günstigen Verhältnissen an Wind und Luftfeuchtigkeit gedeihen. Dort kann es dann aber örtlich zu Massenbeständen kommen, die aber oft nur auf wenige bis einzelne  (übriggebliebene ?) Bäume beschränkt sind.

 

links : T. usneoides im Tal des Rio Frades, Orgelgebirge, 1000 m, Brasilien

 

 

Durch Anpassung an die unterschiedlichen Klimate,  das ausgedehnte Verbreitungsgebiet und das Vorkommen von annähernd Meeresniveau bis in über 3500 m Höhe (Bolivien) ist die Variationsbreite sehr groß.
Von groben, dick weiß beschuppten Strängen, wie sie die meisten Standortformen aus den ariden Gebieten Mexikos aufweisen,  über feiner gelockte Formen mit graugrünen, ziemlich schlanken Blättern ( zB. in Peru und Brasilien zu finden) gibt es, wie im bolivianischen Bergland, stellenweise Zwergformen mit nur 1 cm langen, fädig dünnen, stark gekrümmten Blättchen. Die Stränge dieser Formen erreichen in der Natur kaum eine Länge von 30 cm - 40 cm.

Der Typus der Art stammt aus Jamaica, aber es gibt unter den alten Beschreibungen für T. usneoides noch eine Menge anderer (ungültiger) Namen :
Cuscuta lendiginosa, Cuscuta americana, Viscum caryophylloides, Renealmia filiformis intorta, Renealmia usneoides, Fucus filum, Rhizomorpha ochreata, Tillandsia trichoides, Tillandsia filiformis, Dendropogon usneoides, Strepsia usneoides, T. crinita.

Ausserdem ist noch eine Anzahl von Varietäten beschrieben worden.

 

 

links und rechts oben : die bei T. usneoides übliche grüne Blüte

 

 

 

 

 

 

rechts: die Ausnahme: gelbe Blüte bei einer ziemlich sukkulenten Form von T. usneoides, die fälschlicherweise Ekuador zugeschrieben wurde, tatsächlich aber für den Colca-Canon, Arequipa dokumentiert ist (siehe Raquel Pinto: "Tillanndsia del Norte de Chile y del Extremo Sur de Peru", S. 34, Tillandsia usneoides) 

 

 


Die zumeist einzeln erscheinenden, sitzenden Blüten duften stark und haben üblicherweise grüne oder gelblich grüne schmälere, meist ziemlich spitze Petalen.


In unserer reichhaltigen Sammlung von Lebendpflanzen  von ungefähr 70 Standorten erwies sich nur eine einzige Form von der Blüte her als von den übrigen stark abweichend. Die Blätter sind anliegend weiß beschuppt, stark gelockt und im Vergleich zur Länge dicker als bei den anderen Formen, die Kronblätter gelb, breiter und abgerundet. Die Form wurde von H. Prinsler bei Cuenca in Ekuador gesammelt (rechts oben im Bild).

 


links : T. usneoides oberhalb Morochata, 3500 m, Cord. de Cochabamba, Bolivien

 

 

T. usneoides oberhalb Sta. Victoria,
3000 m, Jujui, Nordargentinien

 

 

 

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  last modified 26. 12. 2010