Europäische Sumpf- und Wasserpflanzen:
Prof. Raimund Fischer, ein exzellenter Kenner der Besonderheiten der Flora
im Osten Österreichs und Beobachter über Jahrzehnte, schreibt
in seinem Buch "Blütenpracht am Ostsaum der Alpen" zum Beispiel über die Sibirische
Schwertlilie :
"Vor 2 - 3 Jahrzehnten war diese grazile Blumenschönheit in den Feuchtwiesen des südlichen Wiener Beckens eine gar nicht seltene Pflanze, heute ist sie dem Aussterben nahe."
Auch
viele andere Sumpfpflanzen in ganz Europa sind in ihren Beständen dezimiert,
verursacht durch die Zerstörung ihrer Lebensräume.
links :
Iris sibirica
(Sibirische
Schwertlilie)
rechts : Dianthus superbus (Prachtnelke) erfreut nicht nur durch den lange andauernden Blütenflor, sondern auch durch ihren intensiven Duft.
Feuchtwiesen wurden trockengelegt oder überdüngt, und viele ehemalige zerstreute
Vorkommen seltener heimischer Arten sind dadurch erloschen. An ihrer Stelle
findet man oft nur mehr Fettwiesen, bedeckt mit den wild wuchernden, eigentlich aus
Nordamerika stammenden Goldruten (Solidago canadensis und S.
gigantea), die jedes zartere Gewächs
verdrängen.
links : auch die Sumpf-Euphorbia (Euphorbia
palustris), die früher entlang aller größeren Flußtäler wie Donau, Elbe und
Rhein sehr häufig gewesen sein soll, gilt heute als sehr selten bis stark gefährdet. Als
mehrjährige Pflanze (vom Gärtner!) wächst sie am Teichufer zu einer imposanten
Staude mit leuchtend gelben Blütendolden und einer schönen rotbraunen Herbstfärbung
heran.
rechts :
die Salzwiesen-
Schwertlilie, auch "Bastard-Schwertlilie"
(Iris spuria) hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in Südeuropa und im
Mittelmeergebiet. Sehr kleine Vorkommen gibt es in Niederösterreich und im
Burgenland im Bereich der pannonischen Flora und in Deutschland an einigen
Stellen in den Rheinniederungen, sehr selten.
links
: auch die Kleine Teichrose (Nuphar pumila) als Bewohnerin von Moorseen, nährstoffarmen Altwässern und
langsam fließenden Gewässern gilt als
stark gefährdet.
Die meisten kleineren
Tümpel sind längst eingeebnet und unter Industriebauten oder Nutzflächen
verschwunden, die noch vorhandenen sind durch Müllablagerungen, Überdüngung oder
Pestizidbehandlung der Umgebung gefährdet, oder sie werden zur Fischerei oder als
Badeteiche verwendet. Für eine natürliche Ufervegetation ist da kein Platz mehr.
Ähnlich ist es bei den kleineren Fließgewässern, die,
auch wenn sie nicht in Betonrinnen kanalisiert sind, nur mehr selten die
Voraussetzungen für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt bieten können.
Um so mehr Bedeutung sollte daher den vielen Wasserbecken und Teichen
zugestanden werden, die gerade in den letzten Jahren so zahlreich angelegt
wurden und immer
noch gebaut werden - kleine Inseln ungestörter Natur, wo sich, kaum dass sie mit
Wasser befüllt sind, bereits die ersten Insekten einfinden. Der erste
Wasserläufer ist schon da, da ist der Teich noch gar nicht voll, später gefolgt
von den verschiedensten Libellen, Mücken und Fröschen, manchmal auch sogar
Molchen.
links und unten : unser größter Folienteich (ca. 150 m2 )
Ein ideales Gewässer für Gartenbesitzer ist ein Schwimmteich. Der zum Baden
bestimmte, tiefe Teil sollte ja nur etwa ein Drittel der Teichfläche ausmachen -
eine zusätzliche, auf etwa einen Meter Tiefe abgesenkte Unterwasserterrasse
bietet Platz für Seerosen, und in der Uferzone ringsherum können sich viele der
wunderbaren, in der Natur zum Teil schon so selten gewordenen Sumpfpflanzen
ausbreiten.
Oben
und rechts :
Der Blutweiderich (Lythrum
salicaria) ist zwar keine Seltenheit, aber in der Uferzone vom Frühsommer an
bis weit in den Spätherbst einer der dankbarsten Blüher und Futterpflanze für
die Raupen der Nachtpfauenaugen.
links : blühender Wasserschlauch
(Utricularia australis)
mit Einzelblüte
Häufig an Ufern vieler Gewässer
anzutreffen ist die Sumpf- Schwertlilie, Iris pseudacorus, die auch am
Gartenteich zu stattlichen, bis zu einem Meter hohen Exemplaren heranwachsen
kann
Libellula depressa
(Plattbauchlibelle)
links und unten : Menyanthes trifoliata (Fieberklee),
ursprünglich heimisch in Sümpfen und in der Verlandungszone von stehenden
Gewässern; durch Trockenlegung bzw. Aufgabe der Bewirtschaftung (Mahd) in der
Natur selten geworden, gefährdet.
links : Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia)
in den Marchauen bei Drösing, N.Ö.
Foto: W. Loch
rechts : Krebsschere (Stratiotes aloides),
ursprünglich aus der Alten Donau in Wien, von wo sie schon vor vielen Jahren
durch Ausbaggern verschwunden ist, und Blätter der Weißen Seerose (Nymphaea
alba)
links und unten :
eine Auswahl an
schönen Seerosenhybriden mit ihren herrlichen Blüten; im Hintergrund links
Typha latifolia und rechts, etwas
kleiner, Typha laxmannii (breitblättriger und Laxmanns Rohrkolben)
Oben
links und rechts: Nymphaea candida, die Kleine oder Glänzende
Seerose, war früher in Mittel- und Osteuropa weit verbreitet, ist aber von
den meisten früheren Vorkommen verschwunden (empfindlich gegen
Wasserverschmutzung und Kalkdüngung). Einzeln in einem kleinen Teich
kultiviert, wachsen aber aus den Samen zahlreiche Jungpflanzen.
rechts : Typha minima (Zwergrohrkolben)
Auch unter den einheimischen, noch
häufigeren Grasartigen gibt es einige imposante Gestalten, die es wert wären, öfter
auch an Ufern von künstlichen Teichen ausgepflanzt zu werden :
links
außen : das Schneidried (Cladium mariscus) ist mit seinen bis 1,5 m hohen
Blütenständen eine auffällige Erscheinung; es zählt zu den eigentlich wüchsigen
und sogar mit den Jahren wuchernden Arten, sodass (wie bei etlichen anderen
starkwüchsigen Pflanzen auch) seine Klassifizierung als "gefährdet bis stark
gefährdet" eigentlich unerklärlich wäre - gäbe es nicht die massive Zerstörung
ihrer Lebensräume.
links
: Schoenus nigricans (Schwarze Knopfbinse) bildet kompakte, elegante
Horste
Links: die
Kuckukslichtnelke (Lychnis flos- cuculi) ist mit ihrer frühen Blütezeit
eine
auffallende und reizende Erscheinung am Teichufer, wo sie sich auch selbst
aussät.
links: ein Kleinod und in der Natur viel seltener ist die konkurrenzschwache Primula farinosa (Mehlprimel)
rechts und unten:
Butomus umbellatus (Schwanenblume) braucht sehr nährstoffreichen Boden, damit sie regelmäßig
blüht - Tipp: als Kübelpflanze kultivieren, einsenken und zweimal jährlich in
nahrhafte Erde umtopfen
Foto unten: W. Loch
Rechts
: Dactylorrhiza majalis, Breitblättriges Knabenkraut, sät sich im
Uferbereich selbst aus
links außen:
Gymnadenia conopsea (Mücken- Händelwurz)
und Epipactis palustris (Sumpf-Stendelwurz), die sich beide im
Verlauf weniger Jahren am Teichufer aus Jungpflanzen zu Exemplaren mit mehreren
Blütenständen entwickelt haben.
Fritillaria meleagris (Schachbrettblume)
rechts : Gratiola
officinalis (Gnadenkraut), das früher als Arzneipflanze verwendet und kultiviert wurde, gilt heute
ebenfalls als stark gefährdet
links : Sparganium minimum (Zwerg-Igelkolben, kalkmeidend, stark gefährdet)
rechts :
Schoenoplectus
mucronatus
(Stachelspitzige
Teichsimse;
keine Fundortangaben mehr für Mitteleuropa, sehr selten in Bot. Gärten)
rechts außen:
Sparganium emersum
(Astloser Igelkolben)
Für grazilere Arten und Seltenheiten unter den Sumpfpflanzen
(wie zum Beispiel für die drei rechts stehenden) empfiehlt es sich, sie - in
eigenen Gefäßen
ausgepflanzt - im Uferbereich einzusenken, damit sie nicht von wüchsigeren Arten mit der Zeit überwuchert werden.
Ebenso wie die großwüchsigeren, robusten Uferpflanzen, wie Rohrkolben oder Froschlöffel (Alisma
plantago), verbrauchen auch die Unterwasser- oder
Schwimmpflanzen überschüssige Nährstoffe. Abgesehen davon, dass sie für das
Gleichgewicht im Teich und die Wasserqualität nötig sind, wie Hornkraut
und Wasserpest (Elodea),
sind viele von ihnen auch wegen ihrer Blüten geschätzt, wie zB. die Seekanne
(Nymphoides peltata) oder der Wasserschlauch (Utricularia). Die
Krebsschere (Stratiotes aloides) wieder und verschiedenen Arten von Laichkräutern
(zB.
Potamogeton
lucens, natans oder die seltenen Arten coloratus, nodosus,
crispus oder
praelongus, um nur einige zu nennen) sind durch ihre interessanten Unterwasser-
und Schwimmblätter dekorativ.
rechts: Groenlandia densa
(Dichtes Fischkraut), Potamogetongewächse; Blätter gegenständig; wurzelt im
Bodengrund von langsam fließenden, klaren, unverschmutzten Gewässern. Gefährdet
- in Deutschland stark gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht.
links : Wasserfeder (Hottonia palustris),
selten in Altwässern von Flüssen, stark gefährdet
Foto : von W. Loch aus den Marchauen bei Drösing, N.Ö.
Eine ganze Anzahl an Pflanzenarten aus
europäischen Feuchtgebieten ist schon so selten geworden sind, dass sie bereits als bedroht
gelten, bzw. manche in einzelnen Ländern bereits als ausgestorben. Einige Beispiele seien hier genannt :
--> Trapa natans (Wassernuss), Cladium mariscus (Schneidried),
Alisma
gramineum (Grasblättriger Froschlöffel),
rechts : Trapa natans (Wassernuss), Marchauen bei
Drösing, N.Ö.
--> Caldesia parnassifolia (Herzlöffel),
-->
Aldrovanda vesiculosa (Wasserfalle), Potamogeton coloratus (Gefärbtes
Laichkraut), Luronium natans (Froschkraut), Marsilea quadrifolia (Vierblättriger
Kleefarn), Pilularia globulifera (Pillenfarn), Damasonium
alisma
(Sternfrucht), Baldellia
ranunculoides
(Hahnenfußähnlicher
Igelschlauch), einige Schoenoplectusarten (Teichsimse)
links : Caldesia parnassifolia (Herzblatt)
--> Salvinia
natans
(Schwimmfarn),
rechts : Salvinia natans (Schwimmfarn) von einem Naturstandort in den Rheinauen,
hier zusammen mit den dekorativen Schwimmblättern des Farnes Regnellidium diphyllum zu
sehen (obwohl Regnellidium diphyllum aus Südostbrasilien stammt, überwintern seine
im Bodengrund verwurzelten Rhizome in manchen Jahren unter der Eisschicht, und
es kommen im Frühjahr neue Blätter - zur Sicherheit sollte aber immer ein
Teilstück dieser reizenden Kostbarkeit hell und temperiert überwintert
werden). Die Gattung Regnellidium aus der Familie der Kleefarngewächse
enthält nur die eine Art, Regnellidium diphyllum
-
und nicht zuletzt die heimischen Arten der Sumpfgladiolen, deren
Überlebenschancen in ihren wenigen verbliebenen Habitaten trotz Schutzmaßnahmen durchaus
nicht überzeugen - zu frühe Mahd lange vor der Samenreife - Einrichten einer
Wildfutterstelle in unmittelbarer Nähe der letzten paar Exempare (falls
überhaupt noch vorhanden) etc. Jedenfalls haben wir in der Natur keine solchen
prächtig blühenden Exempare gesehen, wie die aus Samen gezogenen nach wenigen
Jahren.
links : Gladiolus paluster (Sumpf-Siegwurz)
rechts und
unten : Gladiolus imbricatus
(Dachige Siegwurz), oben mit mit Veronica spuria (Rispen- Blauweiderich)
Die
Deutsche Tamariske (Myricaria germanica) ist
ein Strauch
und gehört zu den Pionierpflanzen auf neu gebildeten Schotterflächen der Alpen- bzw. Voralpenflüsse. Durch die Umstrukturierungen der
Flusssysteme in den letzten Jahrhunderten wurde ihr
Lebensraum weitgehend zerstört. In der Roten Liste Österreichs und
Deutschlands hat Myricaria germanica den Status 1 („vom Aussterben
bedroht“), in den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich und Wien
bereits Status 0 („ausgerottet, ausgestorben oder verschollen“).
In den letzten
Jahren gibt es aber Erfolge bei der Wiederansiedlung sowohl mit Strcklingen als
auch mit Jungpflanzen, die aus Samen gezogen wurden.
Rechts:
Samenstand von Myricaria germanica.
Links:
ebenfalls vom Aussterben bedroht ist die seltene Becherglocke (Adenophora
liliifolia) aus der Familie der Glockenblumengewächse.
Unten :
"künstliche" Ufergesellschaft aus Epilobium angustifolium
(Schmalblatt- Weidenröschen), Cyperus longus (Langes Zypergras), Veronica
longifolia und Veronica spuria (Langblatt- und Rispen-
Blauweiderich).
Mit Ausnahme
des häufigen Weidenröschens werden die anderen genannten Arten als "Stark
gefährdet" angegeben, V. spuria und C. longus sogar als vom
Aussterben bedroht (Exkursionsflora von Österreich). Dabei ist Cyperus
longus, eine Pflanze mit eher mediterraner Verbreitung, von der es bei uns in der Natur nur zwei kleine Vorkommen gibt,
eigentlich sehr wüchsig, breitet sich stark aus und kann innerhalb weniger
Jahre einen großen Uferstreifen für sich einnehmen und schwächere Pflanzen
verdrängen. Er sollte bei kleineren Teichanlagen besser nicht frei ausgepflanzt
werden.
Andere Seltenheiten benötigen eine spezielle Pflege,
oder in Kultur zumindest besondere,
geeignete Standortbedingungen - wie
rechts : Calla palustris (Sumpfcalla,
Drachenwurz)
ist kalkmeidend und wie so viele andere Moor- und Sumpfpflanzen vom
Aussterben bedroht.
links : Baldellia ranunculoides (Igelschlauch), nur im westlichen und
nordwestlichen Europa verbreitet.
unten und rechts
unten: Luronium natans (Schwimmendes Froschkraut)
ist eine schwachwüchsige Uferpflanze, die wechselnasse Ufersäume bevorzugt;
sie ist konkurrenzschwach und wird bei Gewässereutrophierung häufig von großwüchsigeren Arten
verdrängt; nur im westlichen Europa beheimatet, in Deutschland stark gefährdet, fehlt in Schweiz
und Österreich.
rechts : Damasonium alisma (Sternfrucht)
Ein Schweizer
Biologe sandte uns einige
Samen dieser nur im westlichen Europa beheimateten und dort bereits gefährdeten
Pflanze.
Groß war die Enttäuschung, als die Samen im darauf folgenden Jahr nicht keimten, aber umso größer die Freude, als im 2.
Jahr nach der Aussaat einige Pflanzen heranwuchsen. Die Samen können
offenbar jahrelang überliegen, ohne die Keimfähigkeit zu verlieren.
Kleiner, schattiger Teich im Waldteil unseres Gartens:
mit Froschbiss (Hydrocharis
morsus-ranae), Glanz-Laichkraut (Potamogeton lucens), mit Schwimmblättern
des Knoten- Laichkrauts (P. nodosus) und Krebsschere (Stratiotes aloides);.
Die Rosetten der
Krebsschere treiben nur während des Sommers an der Wasseroberfläche und
sinken im Herbst auf den Gewässergrund. Auch diese eigentlich sehr wüchsige
Pflanze wird auf der Roten Liste gefährdeter Arten geführt (vom Aussterben
bedroht) !
rechts :
die Einzelblüten von Froschbiss (Hydrocharis
morsus-ranae). Die Pflanze überwintert mit kleinen Turionen, die im Winter
zu Boden sinken, im Frühjahr zur Wasseroberfläche aufsteigen und wieder
Schwimmblätter bilden. Ebenfalls als in der Natur stark gefährdet eingestuft.
Unten : Uferbepflanzung mit
Fargesia nitida,
Holunderblättrigem Schaublatt (Rodgersia sambucifolia, Herkunft Mittelchina),
Straußenfarn (Matteucia struthiopteris, Auwälder, Bachufer), Schildblatt (Darmera
peltata, westl. Nordamerika)
last modified 14. 02. 2021 |