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Sumpf- und Landschildkröten:

 

 


EMYS ORBICULARIS orbicularis (Europäische Sumpfschildkröte):

 

 

Schildkröten: urweltlich,
faszinierend, Zeugen einer seit
beinahe 200 Jahrmillionen
bewährten Lebensform !

 

 

 

 

Die Europäische Sumpfschildkröte war in früheren Jahrhunderten auch in Mitteleuropa weit verbreitet, als beliebte Fastenspeise aber nahe an den Rand der Ausrottung gebracht.
In neuerer Zeit verursachte die Vernichtung ihres Lebensraumes durch das Austreiben des Wassers aus der Landschaft
eine weitere Dezimierung der Bestände. "Kanalisierung" von Bächen und Flüssen, Trockenlegungen von Feuchtgebieten, Verfüllung von Gewässern usw.  sind die weitere Ursache, dass im nördlichen und mittleren Europa nur mehr wenige Restpopulationen bodenständiger Tiere erhalten blieben.

Eines dieser Vorkommen autochthoner Tiere findet sich im Nationalpark Donauauen südöstlich von Wien. Der Bestand im Nationalpark wird auf 300 Tiere geschätzt, was uns aus eigenen Beobachtungen übertrieben erscheint. 


Vor Jahren sahen wir auf einem Südhang entlang einer  Strecke von etwa fünfzig Metern zwölf von Füchsen (?) ausgeraubte Nester, was allein an dieser Stelle und in diesem Jahr ein Verlust von etwa 140 Schlüpflingen war.

links: Eischalen unterhalb von geplünderten Nestern


Auch wenn einige Nester unversehrt bleiben, dürften doch die meisten der Schlüpflinge, sollten sie überhaupt das Wasser erreichen, den dort auf sie wartenden Gefahren zum Opfer fallen (Hechte, Ringelnattern, Reiher etc.). Werden Gewässer, wo Schildkröten leben, befischt, kann das manchem erwachsenen Tier, das den Angelköder schluckt, das Leben kosten (aus Brandenburg sind tatsächlich Fälle bekannt, wo Schildkröten mit im Schlund sitzenden Angelhaken aufgefunden wurden).

  In Polen, Deutschland, der Schweiz und Frankreich gibt es längst Nachzuchtprojekte, um die Tiere wieder anzusiedeln oder die letzten autochthonen Populationen zu verstärken.

Unsere Elterntiere stammen aus  der Donaupopulation. Die Zuchtgruppe bewohnt in einem Gehege einen Teich mit einem dahinter liegenden, ganztägig besonnten Hügel, auf dem die Weibchen ihre Eier vergraben. Zusätzlich gibt es einen Aufzuchtteich für Jungtiere, der mit einem Gitter abgedeckt ist. Die abgelegten Eier werden vorsichtig aus den Nestern ausgegraben und in einem adaptierten Aquarium bei ca. 29°C bebrütet.

Von der Eiablage bis zum Schlupf vergehen ungefähr 60 Tage. Als Kuriosum erscheint es, dass das Geschlecht der Schlüpflinge von der Bruttemperatur abhängt. Unter 29°C schlüpfen mehr Männchen, über 29°C mehr Weibchen. Diese Schildkröten besitzen kein genetisch festgelegtes Geschlecht!
 

 

rechts schlüpfen gerade mehrere Emys auf leicht feuchtemVermiculit.

 

links : der erste Blick ins Freie

 

 

 

 

 

 

rechts: Emys orbicularis am 2. Tag nach dem Schlüpfen; bei dem auf dem Rücken liegenden Tier ist noch der Rest des Dottersacks zu erkennen.

 

 

 

links : aus einem übersehenen Gelege am Eiablagehügel schlüpften im April des darauf folgenden Jahres zur Zeit der Löwenzahnblüte  eine Anzahl Jungtiere. Die Tiere hatten also den Winter im Nest überlebt. Es ist anzunehmen, dass sie aus einem Nest der zweiten Legeperiode ( Ende Juni) stammten.

 

 

 

 

 

 

 

Den Rest des Sommers verbringen die Schlüpflinge in einem kleinen Teich mit niedrigem Wasserstand, wo sie vor dem Zugriff von Vögeln und Ringelnattern geschützt sind. Sie werden mit lebenden Mückenlarven, Bachflohkrebsen, kleinen Regenwürmern und mit "Schildkrötenpudding", einem selbst hergestellten Mix aus Grünzeug, Fisch, Garnelen, Fleisch und einem Vitaminpräparat (Korvimin) gefüttert.

Babyschildkröten nehmen im Gegensatz zu den semiadulten oder adulten Tieren einen hohen Anteil an vegetarischer Nahrung auf. Wasserlinsen, aber auch Löwenzahn und Salat werden gerne angenommen. Besondere Vorsicht ist geboten, Jungtiere in Freilandteichen zu halten. Krähen holten sich unsere Nachzuchten bis etwa 10 cm Länge im Frühjahr, wenn die Tiere bei niedrigen Temperaturen noch etwas Träge sind, von den Sonnenplätzen auf Baumstämmen im Wasser. So haben sie einen Teich leer gefischt. Seltsamerweise war der Verlust an Jungtieren von Chrysemys picta picta geringer als bei Emys wären diese bei niedrigeren Temperaturen bereits agiler. Es empfiehlt sich deshalb einen Teich mit Jungtieren mit einem Vogelschutznetz zu überspannen.

Schlüpflinge werden im ersten Jahr am Besten im Kühlschrank bei 4°C überwintert, aber auch Überwinterung im Teich ist möglich, soferne in Folienteichen im Herbst der Bodenschlamm entfernt wird, und das Wasser unter der Eisdecke nicht kippt.

 

           Unten: Zuchtgruppe mit Nachwuchs

 

 

Niemals sollten Emys unbekannter Herkunft oder Reisemitbringsel in heimische Gewässer entlassen werden!  Die meisten Emys anderer Herkunft gehören einem anderen Genotypus oder einer anderen Unterart an. Mittlerweile sind 13 Unterarten (?) bekannt.

Abgesehen von einer Faunenverfälschung, könnte bei einer nicht erwünschten Vermischung mit autochthonen Tieren deren Anpassung im Reproduktionsverhalten an das lokale Klima verloren gehen und damit die Möglichkeit, sich selbst reproduzierende  Populationen zu erhalten (nach Maria Rössler, frei zitiert).

 

In den "Blumengärten Hirschstetten" der Gemeinde Wien, in Wien 22., war eine Auffangstation für Schildkröten geplant, wo Tiere abgegeben werden können. Ob der Tiergarten Schönbrunn ebenfalls Tiere aufnimmt, wäre zu erfragen.

 

 

 

Achtung bei Überwinterung von Sumpfschildkröten in Folienteichen bzw. Kunststoffwannen: Sind die Wände zu steil und eventuell zu glatt, können die am Boden überwinternden, schweren und durch die niedrigen Temperaturen noch trägen Tiere nicht zur Wasseroberfläche hochschwimmen, sondern versuchen an den Wänden hochzuklettern. Rutschen sie dabei ständig ab, so ertrinken sie, weil sie ihren Sauerstoffbedarf bei steigenden Wassertemperaturen nicht mehr aus dem Wasser decken können.

 

Literatur:

Maria Rössler: Die europäische Sumpfschildkröte, ISBN 3-85474-049-2; Stapfia 69; 2000

Uwe Fritz: Die Europäische Sumpfschildkröte, Laurenti Verlag, ISBN 3-933066-14-X

Links:

http://www.emys-home.de/

http://www.sigs.ch/emysschweiz.aspx

http://camargue.unibas.ch/testudo2006.pdf

 

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CHRYSEMYS PICTA picta (Schmuckschildkröte)

 

Wenn die Tiere aus dem nördlichen Verbreitungsgebiet der Unterart stammen (Bundesstaaten New York bzw. Maine), kann man sie ganzjährig im Freilandteich halten.

Diese agile, bunt gezeichnete Sumpfschildkröte ist ist von graziler, betörender Schönheit. Die rot- braun mäandrierenden Muster der Randschilder des Rückenpanzers erinnern an die ästhetischen  Mysterien, die von manchen Werken abstrakter Kunst ausgehen.

Es ist ein Wunder, dass dieses Geschöpf tropischer Eleganz sich bis in die etwas bescheidenere Natur gemäßigter Breiten gewagt hat ! 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

Durch Entgegenkommen eines bekannten Schildkrötenzüchters erhielten wir vor etlichen Jahren 8 Eier dieser Unterart, deren Elterntiere aus der Gegend nördlich von New York stammen. 

Inzwischen sind die Tiere erwachsen und es gab jährlich Nachwuchs. 

 

 

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CLEMMYS   GUTTATA (Tropfenschildkröte)

 

Die Tropfenschildkröte wird nur bis 12 cm lang und ist damit eine der kleinsten Sumpfschildkröten. Obwohl ihr Verbreitungsgebiet in Nordamerika ziemlich groß ist und sich vom Südosten Kanadas über die großen Seen der nordöstlichen USA und einen breiten Küstenstreifen bis Florida erstreckt, ist sie dennoch durch Zerstörung ihres Lebensraumes bedroht.

Ihr Name bezieht sich auf die gelben bis orangefarbigen kleinen "Tropfen" auf der sonst schwarzen Oberseite des Panzers und des Kopfes. Die Unterseite ist gelb bis orange gezeichnet, mit schwarzen Flecken auf jedem Schild.

Als schlechter Schwimmer lebt die Tropfenschildkröte in eher seichten, dicht mit Unterwasserpflanzen bewachsenen Gewässern, wo sie am Boden und auf den Ufern herumwandert.

Die Tiere ernähren sich sowohl von pflanzlicher als auch tierischer Kost, für die Haltung ist auch ein Angebot von Kalk (Sepiaschale) und Vitaminen wichtig.

Die Tropfenschildkröte wird als äußerst stressanfällig bezeichnet, und es wird bei Terrarienkultur für erwachsene Tiere sogar Einzelhaltung empfohlen. In unserem kleinen Teich ( etwa 4m2 groß ) konnten wir hingegen keinerlei gegenseitige Unverträglichkeit beobachten. Im Gegenteil, bei der Entleerung des Teiches im Spätherbst 2016 fanden wir drei Jungtiere, die aus Eiern, die im Freilandteil des Teiches abgelegt wurden, geschlüpft waren. 

Da zumeist nicht bekannt ist, aus welcher Gegend des Verbreitungsgebietes, das eine große Ausdehnung von Nord nach Süd hat, die einzelnen Schildkröten ursprünglich stammen, ist eine Überwinterung im Freien riskant. Besser ist, die Tiere zumindest über einige Wochen einzeln in Plastikboxen mit Wasser und Moos (unter Beigabe von etwas Ektozon nach Angabe der Dosierung zur Vermeidung von Erkrankungen) entweder im Kühlschrank oder in einem genügend kalten Keller zu überwintern.

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Unsere Nachzuchten von gengetesteten Emys der Donaupopulation wildern wir aus.

 

Übrigens verkaufen wir keine Schildkröten, sondern verschenken diese an Besitzer mit geeigneten Freilandteichen.

Tiere sind für uns keine "Handelsware"!

 

 

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TESTUDO GRAECA ibera (Maurische Landschildkröte):

 

Ungefähr 1970 kaufte ich (Helmut) in der Tierhandlung Budweiser in der Neubaugasse in Wien ein Pärchen  Testudo graeca ibera. Damit hatte ich mir einen lange und vergeblich gehegten Kindheitswunsch erfüllt.
Es war in Zeiten kurz nach dem zweiten Weltkrieges nicht möglich, das Tier meiner Sehnsucht, eine Landschildkröte, erwerben und pflegen zu können. Für die Schildkröten war das zur damaligen Zeit ein Glück, da kaum etwas über die richtige Haltung bekannt war.


 Wenige Tage altes Jungtier von Testudo graeca ibera


 

 

 

last modified 30. 05. 2013

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