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Aldrovanda vesiculosa, Wasserfalle

 

Eine besonders interessante Pflanze ist die weltweit verbreitete, aber trotzdem seltene und überall gefährdete Aldrovanda vesiculosa (Droseraceae) Sie ist neben der Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) die einzige im Pflanzenreich mit Klappfallen. Bei Aldrovanda dienen sie zum Fang von tierischem Süßwasserplankton(Stickstoffversorgung in nährstoffarmen Gewässern), bei der Venusfliegenfalle zum Festhalten und Verdauen von Insekten.

Sollte bei Aldrovanda tierisches Süßwasserplankton, zB.  ein Kleinkrebschen in eine Klappfalle geraten, so schließt sich die Falle in etwa 2/10 Sekunden, was für die eher beschaulich lebende Pflanzenwelt eine erstaunliche Leistung ist.

    

Aldrovanda vesiculosa mit (seltener) Blüte, Aufnahme :

Dr. Lubomir Adamec, mit freundlicher Genehmigung

 

 


 

Kulturanleitung :

Obwohl ich selbst noch keineswegs ausgelernt habe, was eine sichere Kultur dieser faszinierenden, aber nicht einfach zu pflegenden Pflanze betrifft, möchte ich über meine Erfahrungen (auch Misserfolge) berichten.  
 

Aldrovanda bewohnt an Naturstandorten oligotrophes, also nährstoff- bzw. stickstoffarmes Wasser.

 

Das größte Problem bei der Kultur von Aldrovanda sind Fadenalgen. Möglicherweise behindern die Fäden das Schließen der  Klappfallen, die für die Nährstoffversorgung der karnivoren Pflanze mit tierischem Plankton (Cyclops, Daphnien, kleine Mückenlarven...) überlebenswichtig sind. Treten Fadenalgen einmal auf, ist auszupfen mit einer Pinzette Sisyphosarbeit. Irgend wann gibt man es auf, und damit ist es mit einer erfolgreichen Kultur vorbei.

 

Bild 1: Aldrovanda vesiculosa und Utricularia spec. (hell)

 

 

 

 

Von entscheidender Bedeutung ist ein PH-Wert des Wassers, der das Aufkommen der Fadenalgen verhindert. Dies erreicht man am besten mit dem Einbringen einer Streu aus Seggenstroh, litter genannt. Litter sorgt durch seine langsame Zersetzung für eine mäßige Nährstoffzufuhr und CO2- Versorgung der Aldrovanda.
Auch die Zugabe von Erlenzapfen hat sich als günstig erwiesen. Bei einem PH-Wert von 6,2 blieb das Wasser heuer erstmals völlig frei von Fadenalgen.

Zubereitung von litter (Bodenstreu für Aldrovanda-Kultur): man schneidet im Spätherbst oder Winter  dürre Seggen oder Rohrkolben ab (kein grünes Material verwenden !), wässert diese, um überschüssige Tannine zu entfernen, gießt nach einigen Tagen das Wasser ab und wiederholt das einige Male. Dann wird das Seggenstroh getrocknet, eventuell in nicht zu lange Stücke geschnitten,  und kann in diesem Zustand jahrelang aufbewahrt werden.

Vorbereiten eines Gefäßes für die Kultur von Aldrovanda: ich weiche eine genügende Menge der trockenen Streu mehrere Tage lang ein, bis sie nicht mehr zur Oberfläche aufsteigt. Die Streu soll den Boden des Kulturgefäßes mit einer 3 bis 4 cm dicken Schicht bedecken.

Ich kultiviere Aldrovanda in einer in die Erde eingesenkten Mörtelwanne. Nach Einbringen der Bodenstreu lege ich ein Stück Vorhangstoff darauf und ein plastiküberzogenes Gitter mit ca. 1cm Maschenweite darüber. Dann beschwere ich das Ganze mit einigen Kieselsteinen. Nun ist dafür gesorgt, dass das litter am Bodengrund fixiert ist und nicht aufschwimmen kann.
Ich befülle mit Regen- und Leitungswasser zu gleichen Teilen. Eine Hand voll gewässerter Erlenzapfen wird zugefügt und Scherben eines Tontopfes, der die Aldrovanda mit Bor, das sie in Spuren braucht, versorgen soll. Damit das Wasser nährstoffarm bleibt, setze ich eine in Torf vorkultivierte Segge dazu, die die Aufgabe hat, überschüssige Nährstoffe aufzunehmen, die sich durch die Planktonfütterung der Aldrovanda mit der Zeit bilden würden. Das Wasser soll nährstoffarm (oligotroph ) bleiben. Verdunstetes Wasser wird durch Regenwasser ersetzt.

Im Frühjahr (April) nehme ich die in einem wassergefüllten Einsiedeglas im Kühlschrank bei ca. 4°C überwinterten TURIONEN ( fast kugelige Überwinterungsorgane von zwiebelartiger Struktur, die im Herbst an den Triebspitzen gebildet werden) und setze sie in das vorbereitete Kulturgefäß.

Klappfallen von Aldrovanda vesiculosa

Foto: Univ. Doz. Dr. Peter Weish 

Die Turionen wachsen sich zu beblätterten Sprossen aus und Klappfallen werden gebildet. Jetzt ist es Zeit, die Pflanzen 1 bis 2 mal wöchentlich mit Süßwasserplankton  zu füttern. Das Futter (Daphnien bzw. Cyclops) züchte ich in einer frei aufgestellten Badewanne. Ins Wasser kommt ein Aufguss aus Mist (verdünnte Jauche), der den Mikroorganismen, von denen sich die Kleinkrebschen ernähren, als Futter dient.
Die wurzellosen Triebe von 10, höchstens 20 cm Länge, die an der Triebspitze wachsen und am Ende absterben, bilden im Herbst an der Triebspitze fast kugelige

Überwinterungsknospen aus, sogenannte Turionen, die aus knollenartig dicht übereinander liegenden Blättern bestehen, und aus denen im nächsten Frühjahr neue Pflanzen wachsen sollen.

Die Turionen  sammelt man ein und bewahrt sie in einem Gefäß mit Wasser im Kühlschrank auf. Die monatelange Dunkelheit schadet den Turionen nicht.

 

Bild 2 : Aldrovanda wächst hier in Richtung des einfallenden Lichtes

 

Eine für die Kultur von Aldrovanda interessante Beobachtung:
in eine große Wanne von ca. 1 m3 in halbschattiger Lage, in der nur das  Regenwasser von einem Ziegeldach (Versorgung mit Bor ?) gesammelt wird und in die auch Blätter der umgebenden Linden eingeschwemmt worden waren, die den Boden locker bedeckten (siehe Bild 2), setzten wir einige Aldrovanda. Die sich zersetzenden Blätter am Bodengrund lieferten Nahrung für Kleinkrebschen wie Daphnien und hauptsächlich Cyklops , die in großer Zahl vorhanden waren.
Die wenigen eingebrachten Aldrovanda- Pflanzen wuchsen kräftig, teilten sich häufig und bedeckten bald die gesamte Oberfläche. Es trat keinerlei Fadenalgenproblem auf. In den meisten Fallen waren ständig gefangene Krebschen sichtbar (Bild 1 und 2).

Noch nie vorher hatten wir so kräftige, wuchsfreudige Aldrovanden mit solch langen Stielen.

 

Besonderen Dank schulde ich Dr. Lubomir Adamec, Pflanzenphysiologe und Spezialist für fleischfressende Wasserpflanzen am Institut für Botanik, Abteilung Pflanzenökologie, Trebon, CZ, durch den ich nicht nur zu Pflanzen von einem Standort in Polen kam, sondern der mich auch mit Pflegetipps geduldig beraten hat.

Link:

Eine sehr interessante und informative Webseite über die Kulturansprüche von Aldrovanda vesiculosa sowie Bilder von Naturstandorten dieser Art und anderes Wissenswerte finden sich unter:

http:bestcarnivorousplants.com/aldrovanda/papers_online/grow_aldrovanda_outdoors.htm

Karnivoren und auch Exoten im Onlineshop von Sabine Seiter :    www.karnivorenshop.at

                             

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     last modified 23. 12. 2010