Aufnahmen von Tillandsien und
Kakteen an ihren Standorten in Südperu
Lima, die Hauptstadt des Landes, liegt, was die
Nord-Süd-Ausdehnung betrifft, ungefähr in der Hälfte. Nach Osten,
über die Andenkette und den Ticlio, den höchsten Pass der Anden, und
das Hochland um die Minenstadt la Oroya erreicht man relativ bald den
Abstieg über die meist sehr steilen Hänge in die schluchtartigen
Täler und zu den Regenwäldern am Westrand des Amazonasbeckens. Weiter südlich
entfernen sich die beiden Kordillerenzüge immer weiter voneinander, der
östliche verläuft schließlich in einem breiten Bogen mit einigen markanten
schneebedeckten Bergmassiven von über 5000m. Zwischen beiden dehnt sich in 3000
bis 4000 m Höhe eine eher hügelige Landschaft aus, nördlich noch durch einige
tiefe Flusstäler zerschnitten, während die Hochfläche im Süden des Landes in
den sogenannten Altiplano übergeht, wie er um den Titicacasee und weiter
südlich in großen Teilen des bolivianischen Andengebietes
vorherrscht.
Wie im Norden erstreckt
sich auch im südlichen Teil Perus die Küste entlang der Küste eine Wüste. Nicht weit
von der Hauptstadt entfernt geht sie in Richtung Landesinneres noch in ein breites Band sandiger
und steiniger Hügel über, mit stellenweise genügender Feuchtigkeit, um wenigstens geringen
Pflanzenwuchs spezialisierter Pflanzenarten zu ermöglichen.
Oben und unten: Populationen verschiedener Formen von T. latifolia und T.purpurea
in der wüstenhaften Hügellandschaft südlich von Lima, auf den Vorbergen des
westlichen Andenzuges in 6oo m Höhe.
unten: die peruanischen Formen von T. landbeckii
(-->Diaphoranthema)
sind gröber als ihre chilenischen Verwandten. Hier, in der Küstenwüste bei Lima (Photo. Hier, in der Küstenwüste bei Lima (Photo
Dr.
Rutschmann),
lagert sich an der vom Wind abgelegenen Seite der Pflanzengruppen der Sand ab,
und es bilden sich dadurch Hügel.
Oben: Die Panamericana
südlich von Lima
Mezquite
oder Algarrobo ist der einheimische Name von Prosopis (pallida?) aus der
Familie der Mimosengewächse. Ihr tief reichendes Wurzelsystem ermöglicht der
Pflanze ein Weiterkommen, wo andere Arten keine Überlebenschancen mehr haben. Die
Äste und Stämme werden häufig zur Brennholzgewinnung abgehauen, aber durch
Wurzelschösslinge kann sich der Baum erneuern.
Indiobehausung,
mit Einzäunung für die wenigen Haustiere, an der Küste bei Ica. Wo
Niederschläge meist fehlen, dient das aus Ästen gebaute Dach nur als
Sonnenschutz.
Das Klima des Küstenlandes
wird geprägt durch den Humboldtstrom, eine kalte Meeresströmung, die
von der Antarktis kommend nach Norden zieht. Eine Störung der Meeresströmungen
im Pazifik verursacht in manchen Jahren das Phänomen des "El
Nino", der Ostpazifik erwärmt sich, was durch die aufsteigende
höhere Luftfeuchtigkeit unter anderem zu starken
Regenfällen an der Westküste Südamerikas führt.
So erzählte uns Frau Dr. Maria Reiche, die wir das Glück
hatten, auf unserer Reise 1978 bei den Scharrbildern in Nazca
anzutreffen, von ungewöhnlichen, starken Regenfällen in dieser Gegend in den letzten Jahren.
Dr. Maria Reiche, die
aus Dresden stammte und 1998 im Alter von 95 Jahren in Peru starb, war
die Entdeckerin der
Scharrbilder bei Nazca und hat von 1946 an unter extremen Bedingungen
ihr ganzes Leben der Vermessung und Erhaltung dieses nunmehrigen
Weltkulturerbes der UNESCO gewidmet.
Ihrem Engagement bei der damaligen peruanischen Regierung ist es vermutlich zu
danken, dass die Pläne, die Pampa von Nazca als Baumwollplantage zu
"nutzen", nicht verwirklicht wurden.
Oben
: Maria Reiche am 9. 8. 1977 im Alter von 74 Jahren auf der Pampa
von Nazca, links mit ihren damaligen Helfern, rechts mit ihrem Buch
"Geheimnis der Wüste".
Weiter
im Süden treten die Vorberge der Anden immer näher an die Küste heran, sodass mit
Ausnahme weniger Flussoasen nur ein schmaler Streifen fast vegetationsloser
Wüste verbleibt, die später in die Atacama übergeht, die trockenste Wüste
der Welt.
Links:
Steile Wanderdünen an der Panamericana fallen unmittelbar ins Meer ab
Tillandsien
im Küstengebiet im Süden sind eine Seltenheit. Hier eine kleine Population
einer sehr schmalblättrigen Form von
T. latifolia mit Adventivspross am Blütenstand.
An
wenigen Stellen, aber doch etwas häufiger als Tillandsien, sind einige
endemische Kakteenarten anzutreffen. Sie besiedeln, zumeist in geringen Populationen,
die nur aus wenigen Exemplaren bestehen, eine in kleinen Abschnitten vorhandene Küstennebelwüste, wie bestimmte Arten von Haageocereen (zB. decumbens und
litoralis), Islaya (mollendensis und brevicylindrica)
sowie Neoraimondia aticensis (links).
Anders
als im Norden des Landes, wo die westliche Andenkette kaum die 4ooo m
erreicht und die Abhänge zumindest in größeren Höhen etwas Niederschläge
erhalten und zum Teil (vor ihrer Rodung) von Nebelwäldern und Paramovegetation
bedeckt sind (waren), reicht der wüstenhafte Charakter im Süden weit über die
Andenvorberge hinaus.
Sogar
an Kakteen gibt es hier infolge der jahrelang ausbleibenden Niederschläge nur wenige
Arten mit Überlebenschancen, wie zB. Weberbauerocereus rauhii oder die
große, baumförmig wachsende Browningia candelaris.
Rechts
und rechts unten: Von Nazca nach Osten in das Bergland.
Unten
: Der Kandelaberkaktus Browningia candelaris erreicht Wuchshöhen bis zu
6 m. Der mit langen Dornen bewehrte Stamm erreicht 50 cm Durchmesser, die wenig
bedornten aufstrebenden Triebe produzieren weiße Blüten und bis 8cm große,
essbare Früchte. Das mag, neben der Verwendung als Brennholz, mit ein Grund
sein für das Fehlen von Jungpflanzen und den starken Rückgang des Bestandes.
Das Alter von erwachsenen Exemplaren dieses extrem langsamwüchsigen Kaktus wird
auf einige hundert Jahre geschätzt.
Rechts
und unten:
In 2000 m Höhe die ersten Tillandsien: eine große, robuste Form von T.
latifolia.
Auf
3500m Reste von altem Mauerwerk, und erst ab dieser Höhenstufe findet man Oreocereus
hendricksenianus. Auch die niedrigen Zwergsträucher der sogenannten
Tola-Heide gibt es erst ab dieser Höhe und nur im südwestlichen Peru.
Die
Tola ist ein niedriger, stark harzhältiger Kompositenstrauch, der auch in
grünem Zustand gut brennt und als Ersatz für das fehlende Brennholz verwendet
wird.
Rechts
und unten: Oreocereus hendricksenianus var. densilanatus, 3500m. Seine
Blüten werden von Kolibris bestäubt, die noch in Höhen um 4000m aufsteigen.
Indiogehöft
mit Einfriedungen für die Tiere
Zwischen
3800 und 4500m Höhe liegt das Grasland der Pampa Galeras, ein Nationalpark zum
Schutz der Vicugnas, so wie die Lamas aus der Familie der Kamele, aber kleiner
und graziler. Ihr Fell liefert die seltenste und teuerste Wolle der Welt, die zur
Inkazeit bei der Schur alle 2 Jahre nur den höchsten Adeligen vorbehalten war. Von
den Spaniern nahezu ausgerottet.
Guanakos
auf der Pampa Galeras.
Einige
hundert Meter tiefer ändert sich die Vegetation. Aus dem trockenen Grasland
werden im Tal des Rio Pachachaca in der Höhenstufe um 3000 m Felder, üppiges
Grün und blühende Sträucher an den Steilhängen. Auch einige Tillandsienarten
gibt es an den felsigen Hängen.
Domestizierte
Guanakos, geschmückt und mit Erdfarben bemalt, werden auch zum Tragen von
Lasten verwendet. Tal des Rio Pachachaca, Prov. Apurimac.
T.
paleacea, 2700m, Hänge im Tal des Rio Pachachaca.
Links:
epiphytisch wachsend findet sich hier eine große Form von T. streptocarpa,
auf einzelnen Felswänden die seltene T. pseudomicans (rechts unten).
Oben
Mitte und unten links: Eine
hübsche kleine Pflanze ist T. paleacea ssp.
apurimacensis, aber sehr selten und nur an wenigen Felsabschnitten
des Tales.
Unten
und noch
seltener: T. paleacea ssp. apurimacensis fa. disticha
Im steinigen Schutt wachsend: T. subconcolor
Links
und rechts unten: Die seltene T. gayi, ihr Verbreitungsgebiet beschränkt
sich auf Trockentäler im zentralen Südperu in den Provinzen Apurimac und
Ayacucho.
Hier
zusammen mit T. streptocarpa im Tal des Rio Pachachaca, 1800m.
Unten:
T. kirschnekii, die kleinste Art aus dem
Formenkreis von T. streptocarpa, scheint es nur
an einer einzigen
Felswand am Rio Pachachaca in 1800 m Höhe zu geben.
T.
ermitae (links ) und T. nana (unten,
Palca, 2300m, Junin) sind ebenfalls Bewohner größerer Höhen
in der Cordillera Negra
Rechts
: Tillandsia ( ehemals
Vriesea) patula wächst in Höhen zwischen 2400
und 3200m an der oberen Grenze des Nebelwaldes und braucht
es auch in Kultur etwas feuchter. Palca, Junin.
Die
großen Flüsse, die im Hochland entspringen, sind Quellflüsse des Amazonas.
Ihre Täler durchschneiden das Andenmassiv fast durchwegs in Nord-
Süd-Richtung und verlaufen oft über Hunderte Kilometer parallel zu den
Gebirgsketten. Im Norden vereinigen sich die einzelnen Flussläufe, um schließlich in den Maranon zu
münden. Um bei der Querung des Andengebietes von einem der tief
eingeschnittenen Täler in das nächste zu gelangen, müssen jeweils
Pässe und Hochflächen von annähernd 4ooo m erklommen und überwunden werden,
manchmal mehrmals am Tag. Hier auf den Hochflächen gedeihen einige
spezialisierte und weitgehend kälteunempfindliche Kakteenarten.
Oben:
Austrocylindropuntia floccosa (früher Tephrocactus floccosus) wächst
reich verzweigt in breiten Matten, Vorkommen zerstreut in ganz Peru, aber nur in
Höhen zwischen 35oo und 4600 m.
Rechts
und unten: Oroya peruviana mit selten gelben, meist roten Blüten.
4ooom, Ayacucho.
Trockental
des Rio Mantaro bei Mayoc, 22oom,
Unten:
T. bryoides auf Cercidium praecox, einem strauchartigen Baum mit
auffallender grüner Rinde.
Vielgestaltig
ist der Formenkreis um T. paleacea und T. streptocarpa, die
beide ein sehr großes Verbreitungsgebiet haben.
Nicht eindeutig eine kurz- und breitblättrige Pflanze vom Rio Mantaro mit
1-2 breiteren Ähren und großen, dunklen Blüten.
Möglicherweise große Form von T. paleacea
ssp. apurimacensis.
Der
Rio
Apurimac entspringt in 5000 m Höhe weit im Süden des Landes und überwindet
auf seiner Länge von nur 600 km einen Höhenunterschied von 4600m. Er wird
damit als einer der reißendsten Flüsse der Welt angesehen.
Am
Oberlauf wirkt der Taleinschnitt des Rio Apurimac in der Trockenzeit idyllisch. Es ist ein
ausgeprägtes innerandines Trockental mit Eriotheca (Bombax) ruizii, Kakteen und
Puya- Arten, sowie Tillandsien als Epiphytenvegetation.
Links: T. caulescens, T. bryoides, T. capillaris auf Browningia (früher
Azureocereus) viridis, Rio Apurimac, 200o m. Diese Browningia-Art ist
endemisch am Rio Apurimac, wächst baumförmig mit kandelaberartig
verzweigten Trieben und erreicht Wuchshöhen von 10m.
Unten:
Vom Rio Apurimac nach Cuzco. In der Ferne der Gebirgsstock der Cordillera
Vilcabamba mit dem Nevado Salcantay, 6271m.
Cuzco,
die ehemalige Hauptstadt des Inkareiches, ist wegen ihrer
Sehenswürdigkeiten aus der Inka- und Kolonialzeit einer der Haupt-
Anziehungspunkte des südlichen Peru.
Rechts:
Ausschnitt aus der Festung Sacsayhuaman
Die
einstige Inkastadt Pisac liegt auf 3000 m Höhe im Tal des Rio Urubamba, dem
Valle Sagrado, dem Heiligen Tal der Inka. Erhalten sind Reste der Bergfestung und
Terrassenbauten für die Landwirtschaft, die dort heute noch in den alten
Anlagen betrieben wird.
Der
Sonntagsmarkt auf der Plaza von Pisac ist ein Treffpunkt für Indios, die oft
mühsam von weit her kommen, um ihre Waren anzubieten, und für unzählige
Touristen, für die farbenprächtige Lama- und Alpacawollprodukte und andere
Souvenirs bei den vielen Marktständen bereitgehalten werden.
Einheimische
können an den verschiedenen Kopfbedeckungen der Frauen sehen, aus welcher
Gegend des Landes diese kommen.
Landwirtschaftliche
Terrassenanlagen
aus der Inkazeit im Urubamba-Tal. Die Zapfen, die aus der Mauer ragen,
dienen zur Festigung und zum leichteren Besteigen der hohen Wände
Unten
Die
Monolithen der Festung von von Ollantaitambo, Urubamba-Tal
T.
paleacea auf Felsen in Ollantaitambo
Der
Ort Ollantaitambo, in 28oo m Höhe gelegen, hat seinen ursprünglichen Zustand
aus der Inkazeit erhalten, die Anlage der Häuser auf rechteckigen Flächen, die
von hohen Mauern umgeben sind, die gepflasterten Straßen und sogar die
Einfassund der Kanäle für die Wasserversorgung.
Hinter
dem Ort Ollantaitambo windet sich der Fluss Urubamba durch gewaltige Canons und
Schluchten, durch die es nur eine einspurige Bahnlinie gibt. Hier befindet sich
hoch oberhalb auf den Bergen die Ruinenstadt Macchu Picchu.
Die
Straße umrundet die Cordillera Véronica, um dann von hoch oben über den
Gletscherdurchbruch des Passes Abra Málaga, ca. 3300m, wieder das Tal des Rio
Urubamba zu erreichen.
Am
Pass Abra Málaga in der Cordillera Vilcabamba, 4316 m
T.
spec. (dudleyi?), unterhalb der Abra Málaga, 3100m, Cuzco. Tief unterhalb im
Tal der weitere Verlauf des Rio Urubamba, der unterhalb der Festung
Macchu Picchu eine nahezu unpassierbare Schlucht ausgewaschen hat.
Der
Rio Urubamba, der "Heilige Fluss", entspringt als Vilcanota in 4200 m
Höhe im gleichnamigen Gebirgszug auf halber Strecke zwischen Puno am
Titicacasee und Cuzco. Nach 700 km Flusslauf bildet er zusammen
mit anderen den Ucayali,
einen der gewaltigsten Quellflüsse des Amazonas.
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